Als Antwort auf Facebooks Libra hat die Europäische Zentralbank zusammen mit anderen Notenbanken der Welt eine Arbeitsgruppe zur Einführung einer staatlichen Digitalwährung ins Leben gerufen. Konkretere Pläne wurden noch nicht bekannt gegeben. DER AKTIONÄR findet, dass eine staatliche Digitalwährung keinen Mehrwert zu Libra darstellt und listet hierfür fünf Gründe auf.
1) „Libra“ ist ein Stablecoin
Bei Facebooks Libra handelt es um einen auf Blockchain basierenden Stablecoin. Das bedeutet, dass jeder Libra-Coin durch eine Reserve aus anderen Assets gedeckt sein wird. Bei dieser Reserve handelt es sich um einen Währungskorb, welcher sich aus FIAT-Geld (USD, EUR, GBP, JPY und andere) und kurzfristigen Staatsanleihen zusammensetzt.
Damit soll „Libra“ im Gegensatz zu den meisten anderen Kryptowährungen – wie z.B. Bitcoin – keinen Schwankungen unterliegen und somit nicht für Spekulationszwecke geeignet sein.
2) Libra wird nicht durch Facebook kontrolliert
Libra soll über eine Stiftung („Libra Association“), bestehend aus global agierenden Konzernen verwaltet und weiterentwickelt werden (Facebook ist nur ein Mitglied in dieser Stiftung). Libra Association wird nicht mit Libra handeln oder diese herausgeben. Das Eintauschen von Libra gegen andere Währungen wird über unabhängig agierende und miteinander konkurrierende Börsenplätze erfolgen. Zur Vermeidung von Geldwäsche sollen diese durch staatliche Institutionen überwacht und kontrolliert werden.
3) Schnelle und kostengünstige Transaktionen
Die Überweisung mit Libra soll genauso kostengünstig sein wie das Versenden einer einfachen Textnachricht. Daneben soll Libra deutlich schnellere und einfachere Transaktionen als im herkömmlichen Internet-Banking (eine länderübergreifende Banküberweisung kann bis zu fünf Werktage dauern) ermöglichen.
4) Riesige, weltweit verteilte Nutzerbasis
Facebook hat mittlerweile über 2,5 Milliarden aktive Nutzer, welche über die ganze Welt verteilt sind. Da Libra als globale, weltweit verfügbare Kryptowährung konzipiert wird, gehört dieser Nutzerkreis zu den potentiellen „Libra“-Kunden.
Laut einer Erhebung der Weltbank müssen derzeit über 1,7 Milliarden Menschen – entspricht einem Anteil von 31 Prozent der Weltpopulation – ohne ein Bankkonto auskommen. Die Nutzung von Libra soll jedem Nutzer mit Internet-Zugang vorbehalten sein. Damit wird Libra auch für viele Nutzer in den Entwicklungsländern ohne Zugang zum Bankenwesen interessant.
5) Privatsphäre soll geschützt werden
Das „Libra“-Projekt wurde vielfach in den Medien aufgrund der Bedenken bezüglich des Schutzes der Privatsphäre kritisiert. Tatsächlich sollen die Transaktionen mit Libra – anders als im Internet-Banking oder bei Zahlungen mit Kreditkarte – anonymisiert und verschlüsselt stattfinden. Eine Rückverfolgung auf den Nutzer soll damit unterbunden werden.
Gelingt es Facebook die politischen Widerstände aufzuweichen und Libra großflächig einzuführen, dann dürfte dies der Facebook-Aktie einen deutlichen Auftrieb geben. Der Anleger bleibt aus diesem und anderen Gründen an Bord und lässt seine Gewinne laufen.
Der Autor Emil Jusifov hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Facebook.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Facebook.