Von Anna Gross
Financial Times
Übersetzung: Stefanie Konrad
Epic Games will nun auch ein Gaming-Metaverse aufbauen. Der Fortnite-Entwickler konnte sich dafür zwei Milliarden Dollar von Sony und dem Konzern hinter Lego sichern. Globale Spieleentwickler liefern sich aktuell ein Wettrennen um den Aufbau eines mit Avataren bevölkerten Metaverse. Können Sie Microsoft die Stirn bieten?
Der Spielekonzern mit Sitz in North Carolina gab am Montag bekannt, dass er sich jeweils eine Milliarde Dollar vom japanischen Konsolen- und Spieleentwickler Sony und von Kirkbi, der Investmentgesellschaft hinter der Lego Group, gesichert hat.
Epic wird durch den Deal mit 31,5 Milliarden Dollar bewertet. Nach Abschluss des Deals wird Kirkbi einen drei- und Sony einen 4,9-prozentigen Anteil am Unternehmen halten.
Lego und Epic hatten letzte Woche angekündigt, dass sie eine „langfristige Partnerschaft“ eingegangen sind. Sie wollen ein Metaverse speziell für Kinder schaffen. Über die Details zur Finanzierung des Projekts hatten sie sich kaum geäußert.
„Durch diese Investition können wir unsere Metaverse-Pläne schneller verwirklichen. Und wir können Orte schaffen, an denen Spieler mit Freunden Spaß haben, Marken kreative und immersive Erlebnisse schaffen und Entwickler eine Community aufbauen und sich weiterentwickeln können“, so Tim Sweeney, CEO und Gründer von Epic Games.
Epic hat sich zu diesem Schritt entschlossen, nachdem Microsoft einen Deal zur Übernahme von Activision Blizzard für 75 Milliarden bekanntgegeben hatte. CEO Satya Nadella sagte, dass Microsoft durch diesen Deal im Metaverse Fuß fassen kann – einem viel gehypten, aber noch schwammigen Begriff. Tech- und Gaming-Visionäre behaupten jedenfalls, dass es die Art und Weise, wie Menschen in den kommenden Jahrzehnten soziale Kontakte pflegen, arbeiten – und Geld ausgeben – verändern wird.
Die Ankündigung hat die Branche regelrecht erschüttert. Microsoft liefert sich gerade einen erbitterten Kampf mit Sony um die Marktdominanz bei Konsolenspielen, und unter Spieleunternehmen kam es zu einer Konsolidierungswelle.
Der PlayStation-Entwickler hatte Epic Games bereits im Juli 2020 250 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt und im April 2021 weitere 200 Millionen Dollar. Damit beläuft sich die Gesamtsumme auf 1,45 Milliarden Dollar.
Sony-Chef Kenichiro Yoshida sagte: „Wir sind auch davon überzeugt, dass das Know-how von Epic, einschließlich der starken Spiele-Engine, zusammen mit den Technologien von Sony unsere verschiedenen Vorhaben voranbringen wird, zum Beispiel die Entwicklung neuer digitaler Fan-Erlebnisse im Sport und unsere virtuellen Produktionsinitiativen.“
Epic Games hat mit seinem beliebtesten Spiel, Fortnite, bereits eine erfolgreiche virtuelle Welt geschaffen. Die zugrunde liegende Software „Unreal Engine“ ist ein Prototyp der Technologie, mit der eine virtuelle Welt geschaffen werden kann, in der sich Tausende von Menschen als 3D-Avatare in verschiedenen digitalen Räumen bewegen können. Es ist jedoch noch ein weiter Weg, bis diese virtuellen Welten eine so geringe Latenzzeit aufweisen, dass sie attraktiv genug sind, um die Interaktion in der realen Welt zu ersetzen.
Sweeney ist selbst Softwareentwickler und programmiert noch viel selbst. Er war schon früher davon überzeugt, dass das Metaverse eine „Multi-Billionen-Dollar“-Chance darstellt, wobei die nächsten Jahre für Unternehmen wie Microsoft, Epic, Meta und den US-Konkurrenten Roblox entscheidend sein werden, um sich die erste Milliarde Nutzer zu sichern.
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