Dr. Hönle leidet in seinen Kerngeschäftsfeldern unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Doch der UV-Technologieanbieter hält dagegen. Für Fantasie sorgen spezielle UV-Geräte zur Luftdesinfektion und Raumluftentkeimung. Die gute Aufstellung in diesem Bereich wurde durch gezielte Übernahmen ausgebaut. Zudem könnte es Rückenwind von Seiten der Regierung geben.
Die Corona-Pandemie machte sich bei Dr. Hönle vor allem zwischen April und Juni bemerkbar. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 brach das operative Ergebnis um rund 84 Prozent ein. Trotzdem gab sich Vorstand Norbert Haimerl bei der Zahlenvorlage Anfang August zuversichtlich: Der Konzern habe eine Basis geschaffen, um nach dem Abklingen der Pandemie weiterzuwachsen, hieß es.
In der für den Technologieanbieter wichtigen Klebstoffsparte litten die Geschäfte bereits seit Beginn des Geschäftsjahres unter geringeren Umsätzen mit einem Großkunden aus dem Bereich Sensorik. Daneben zählt der Geschäftsbereich alle großen Smartphone-Hersteller zu seinen Kunden, dies kam Dr. Hönle in den ersten neun Monaten zugute und sorgte dafür, dass ein Teil der Rückgänge kompensiert werden konnte.
Dr. Hönle entwickelt UV- und LED-Technologien, die vor allem bei der Härtung von Kleb- und Kunststoffen sowie in der Farb- und Lacktrocknung zum Einsatz kommen. Im Zuge der Corona-Pandemie gewann jedoch auch der Einsatz in der Entkeimung an Bedeutung. Der Vorstand sieht für Dr. Hönle "als einen der größten UV-Anbieter sehr gute Wachstumsperspektiven in diesem interessanten Life Science Markt".
Die Produktionspalette wurde entsprechend erweitert: Das Unternehmen bietet spezielle Geräte zur Luftdesinfektion und Raumluftentkeimung an, mit denen Coronaviren abgetötet werden können. Die Einsatzbereiche dieser so genannten UVC-Geräte sind laut Hönle vielfältig. Sie reichen von der Entkeimung von Schutzausrüstung und Laborutensilien in Labor und Praxis, Schlüsseln oder Geldkarten und Bargeld in Hotellerie und Gastronomie. Möglich ist demnach auch das Entkeimen von Büchern und Lehrmitteln an Schulen und Bibliotheken, von Smartphones und Werkzeugen in Unternehmen genauso wie die Keimabtötung zum Beispiel von Schuhen, Handtaschen oder Brillen im Einzelhandel.
Die gute Aufstellung wurde zudem durch gezielte Übernahmen ausgebaut: Nach der Übernahme des Entkeimungsspezialisten Sterilsystems Mitte August, folgte Mitte September bereits der UV-Technik-Konkurrent Meyer. Auch weiteren Investitionen im Markt für Entkeimung steht das Unternehmen dem Vernehmen nach positiv gegenüber. Nach einer Kapitalerhöhung im Zuge des Einstiegs eines neuen strategischen Investors Ende August steht einer möglichen fortgesetzten Einkaufstour nichts mehr im Weg.
Rückenwind könnte es nun von Seiten der Regierung geben. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat in dieser Woche dem Bundeskabinett den Entwurf einer Förderrichtlinie „Bundesförderung Corona-gerechte Um- und Aufrüstung von raumlufttechnischen Anlagen in öffentlichen Gebäuden und Versammlungsstätten“ vorgelegt. Insgesamt stehen hierfür 500 Millionen Euro bis 2024 zur Verfügung, im Jahr 2021 stehen 200 Millionen zur Verfügung. Die Förderrichtlinie soll bereits Mitte Oktober in Kraft treten.
Eine Jahresprognose 2019/20 bleibt die Gesellschaft aufgrund der Covid-19-Pandemie weiter schuldig. Experten haben zuletzt die schwächere Profitabilität des UV-Spezialisten bemängelt. Kann Hönle aus den „sehr guten Wachstumsperspektiven in diesem interessanten Life Science Markt“ nachhaltig steigende Umsätze und Gewinne generieren und zieht zudem das margenstarke Klebstoff-Geschäft wieder an, könnte die Gesellschaft und damit auch die Aktie mittelfristig wieder zu alter Stärke zurückfinden. Risikobewusste Anleger können mit Ziel 65 Euro einen ersten Fuß in die Tür stellen.
(Mit Material von dpa-AFX)