Es ist ein beispielloses Vorgehen: Die chinesische Führung radiert den Markt für Schülernachhilfe im eigenen Land aus. Börsennotierte Unternehmen aus dem Sektor haben von ihren Hochs inzwischen bis zu 98 Prozent ihrer Marktkapitalisierung eingebüßt. Die Folgeschäden könnten noch viel schlimmer sein.
Bereits am Freitag war die Verunsicherung groß, nun gibt es Gewissheit: China zwingt den privaten Bildungssektor zum Teil in die Gemeinnützigkeit. Mit Schülernachhilfe darf kein Gewinn mehr erzielt werden. Börsengänge und Investorengelder sind künftig tabu. Nachhilfe für Kinder unter sechs Jahren wird verboten. Unter anderem wird auch das Unterrichten ausländischer Lehrpläne untersagt. Ausländische Lehrer außerhalb Chinas dürfen nicht angestellt werden.
Der E-Learning-Markt in China war zuletzt rund 100 Milliarden Dollar schwer. Der Nachhilfe-Sektor sei „vom Kapital gekapert“ worden, hieß es in einer Mitteilung des chinesischen Bildungsministeriums. China will nun staatliche Online-Bildungsdienste verbessern und kostenlos anbieten.
Die Aktienkurse börsennotierter Unternehmen wie Tal Education und New Oriental waren bereits in den vergangenen Wochen massiv unter Druck geraten und am Freitag in Erwartung der neuen Vorgaben zum Teil rund 50 Prozent eingebrochen (DER AKTIONÄR berichtete, siehe weiterführende Beiträge am Artikelende). Der Crash setzt sich heute zunächst fort: Tal Education verliert rund 45 Prozent.
Die Unternehmen müssen die Vorgaben nun umsetzen. Eine objektive Bewertung der Aktien ist derzeit kaum möglich. Es ist mit massiven Umsatzeinbußen zu rechnen. Zudem verstärkt die Entwicklung eine grundsätzliche Skepsis betreffs Investments in China. Aktien aus dem Land stehen heute insgesamt deutlich unter Verkaufsdruck. DER AKTIONÄR wird fortlaufend berichten und das Thema in seiner kommenden Ausgabe ausführlich aufgreifen.