Das wird kein schönes Weihnachtsfest bei Compleo Charging Solutions. Der Vorstand hält eine "positive Fortführung des Unternehmens nicht mehr für überwiegend wahrscheinlich", heißt es in einer Ad-hoc-Mitteilung am Montag-Abend. Die Aktie des Ladetechnik-Anbieters stürzt im späten Handel extrem ab.
Angesichts erhaltener Informationen über den Stand der Verhandlungsgespräche mit potenziellen Investoren und Stakeholdern sei der Vorstand zu dem Ergebnis gekommen, dass "die in den letzten Wochen geführten Gespräche über eine kurzfristige Bereitstellung zusätzlicher Finanzierungsmittel nicht mehr mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit zu einem erfolgreichen Abschluss führen werden", teilte Compleo nach Börsenschluss mit (siehe EQS-Mitteilung).
Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit werde das Unternehmen kurzfristig Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim zuständigen Insolvenzgericht stellen.
Hohe Kosten hatten den Verlust bei Compleo in den ersten drei Quartalen vergrößert. Erst Mitte November hatte der seit 1. November amtierende Vorstand unter der Führung von Jörg Lohr sein Konzept zur Neuausrichtung des Geschäfts vorgestellt.
Vor knapp zwei Wochen jedoch hatte der Experte Stefan Augustin vom Analysehaus Warburg Research geurteilt: "Bei Compleo spitzt sich die Lage zu." Bislang habe das UNternehmen keine Angaben zu den Einsparungszielen seiner derzeitigen Maßnahmen und den entsprechenden Kosten gemacht. Interne Finanzierungsmöglichkeiten seien begrenzt.
Compleo war im Oktober 2020 an die Börse gegangen. Der Ausgabepreis hatte 49 Euro je Aktie betragen. Nachdem die Anteilscheine zunächst zwischenzeitlich stark gestiegen und im Sommer 2021 bei knapp 113 Euro ein Rekordhoch erreicht hatten, ging es mit den Compleo-Aktien steil nach unten.
Am Montagabend stürzen die Compleo-Papiere im nachbörslichen Handel um mehr als 80 Prozent ab. Die Aktien des Ladetechnik-Anbieters kosten nur noch 1,12 Euro – etwa 82 Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs bei 6,15 Euro. Das Jahreshoch lag bei 59,40 Euro.
Ein Finanz-Debakel mit Ansage. Der Chart deutete seit Monaten an, dass es dem Unternehmen nicht wirklich gut geht. Auch Börsenpunk Jochen Kauper warnte in seinem Video bei DER AKTIONÄR TV vor zehn Tagen deutlich, nachdem der Finanzvorstand sich auf dem Eigenkapital-Forum nicht wirklich optimistisch geäußert hatte. Das kleine Unternehmen (Marktkapitalisierung weniger als 30 Millionen Euro) wird es mit einer Sanierung mit Neustart schwer haben.
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(Mit Material von dpa-AFX)