Zur Abwechslung mal wieder aufwärts: Chinesische Tech- und Internetaktien laufen am letzten Handelstag der Woche relativ gut. JD.com, Baidu, Netease und Pinduoduo zählen im US-Handel zu den Top-Gewinnern. Passend zur leichten Gegenbewegung gibt es mehrere aktuelle Nachrichten aus China. Doch die Probleme sind damit noch nicht aus der Welt.
Angesichts des Kursverfalls bei chinesischen Aktien hat die Börsenaufsicht heimische Banken und Versicherer bei einem Treffen am Donnerstag aufgefordert, mehr Aktien zu kaufen.
Erfahrungsgemäß muss eine solche Aufforderung aber nicht direkt zu steigenden Preisen führen. Der chinesische Index CSI 300 bewegt sich auch heute an einem Mehrjahrestief. Die Stimmung bei Anlegern ist gedrückt. Unter anderem aufgrund der Lockdowns in Shanghai. Auch der Delisting-Konflikt mit den USA ist noch nicht endgültig gelöst.
Seit Wochen gibt es von der chinesischen Führung effektiv nur schöne Worte. Liquiditätsspritzen oder gar Zinssenkungen lassen dagegen auf sich warten, obwohl China wohl grundsätzlich den Spielraum dafür hätte. Chinas Zentralbank sieht aber noch keine Krise, die ein Eingreifen bei kleineren und mittleren Unternehmen im Land nötig machen würde. Das lässt sich gewissermaßen als Zeichen der Stärke werten, während der Spielraum westlicher Notenbanken vergleichsweise gering ist.
Unterdessen deutet sich eine Abnahme der Corona-Neuinfektionen in Shanghai an
Alibaba-Rivale JD.com hat außerdem gestern am späten Abend angekündigt, womöglich eine Sonderdividende zu zahlen. Über die einmalige Ausschüttung soll bis zum 4. Mai entschieden werden. JD ist bislang kein Dividendenzahler, hat aber ein Programm laufen, das noch den Rückkauf eigener Aktien im Umfang von etwa 2,2 Milliarden Dollar erlauben würde.
Während Chinas politische Führung zögert, stemmen sich einige große Konzerne, darunter Xiaomi, Alibaba und Tencent, gegen den Kursverfall. JDs aktuelle Maßnahme ist ein weiteres positives Zeichen, dass die Unternehmen auch an ihre Anleger denken. Angesichts der seit mehreren Quartalen schwachen Kursverläufe ist trotzdem noch die Seitenlinie vorzuziehen.
Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba, Baidu, JD.com.