Der Kunststoffspezialist Covestro setzt zur Verringerung der Abhängigkeit vom Autosektor weiter auf Übernahmen. "Wir suchen intensiv nach guten Gelegenheiten in den Bereichen Lacken und Klebstoffe sowie Thermoplaste, sagte der Chef des DAX-Konzerns Markus Steilemann der "Süddeutsche Zeitung" (Montagausgabe). Aber es gibt noch nichts Konkretes.
Insgesamt fällt der Blick des Managers auf das gerade angelaufene Jahr verhalten aus. "Das Umfeld wird schwieriger für uns und die gesamte Chemieindustrie. Steilemann verwies auf Unsicherheiten wie Handelskonflikte und den Brexit. "Daher fehlt mir kurzfristig die Wachstumsfantasie für unsere Abnehmerbranchen. Langfristig sind die Trends aber in Ordnung." Der 49-Jährige ist seit 2018 Vorstandschef von Covestro. Der stellt Kunststoffe her, die etwa im Auto-Innenraum oder in Matratzen stecken; größte Kundengruppe ist die Autoindustrie.
Besorgt zeigte sich der Chemiker über den ins Stocken geratenen Ökostromausbau. "Wir stellen in Deutschland viele Forderungen auf, schaffen aber leider nicht die nötigen Rahmenbedingungen", sagte Steilemann. Es müsse konsequent in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert werden. "Und Strom muss preiswerter werden, sonst wird die Produktion mit der entsprechenden CO2-Belastung woanders stattfinden." Covestro hatte im Dezember einen Liefervertrag über Windstrom aus der Nordsee geschlossen. "Wir arbeiten aber auch in Belgien und Spanien an lokalen Lösungen - über Wind und Photovoltaik."
Derzeit basiere die Produktion von Covestro zu 99 Prozent auf Rohöl. "Davon wollen wir weg", sagte Steilemann. Gesellschaft, Politik und Industrie sollten gemeinsam dafür sorgen, dass mehr Plastik recycelt und der Eintrag in Meere und Deponien gestoppt werde. "Kunststoffe sind ein wertvoller Rohstoff", so Steilemann. Das lineare Konsum- und Produktionsverhalten müsse enden. "Es ist hanebüchen zu glauben, dass wir so weitermachen könnten wie bisher."
Zuletzt hat sich das Chartbild beim DAX-Titel erneut eingetrübt. Angesichts der aktuell eher wenig berauschenden Perspektiven drängt sich ein Einstieg nach wie vor nicht auf. Anleger sollten weiterhin an der Seitenlinie verharren.
(Mit Material von dpa-AFX)