Die Aktien von ASML haben nach enttäuschenden Quartalszahlen am Mittwochmorgen Verluste von rund sechs Prozent verbucht. An der Horizontalen im Bereich des März-Tiefs bei 858 Euro hat das Chip-Papier jedoch eine Unterstützung gefunden und notiert im Nachmittagshandel nur noch mit einem Minus von 4,1 Prozent. Rückenwind gab es auch von eher zuversichtlichen Analystenkommentaren.
ASML hat mit seinen Q1-Zahlen die Erwartungen am Markt nicht erfüllen können. Der Umsatz von 5,3 Milliarden Euro lag ebenso hinter den Analystenschätzungen von 5,46 Milliarden Euro wie der Auftragseingang in Höhe von 3,6 Milliarden Euro, wo der Konsens sogar 4,6 Milliarden Euro auf dem Zettel hatte. Positiver Lichtblick: Obwohl auch die Umsatzprognose des Managements für das laufende Quartal enttäuschte, wurden die Jahresziele bestätigt.
Trotz der verpassten Erwartungen bezeichneten die Analysten von Stifel die Zahlen zum ersten Quartal als insgesamt gut. Der Ausblick auf das zweite Quartal habe unterdessen enttäuscht. Die Aussichten für den operativen Gewinn befänden sich zwölf Prozent unter den Konsensschätzungen.
Die Analysten der DZ Bank lobten trotz des schwachen Jahresauftaktes die langfristigen Perspektiven. ASML müsse im ersten Halbjahr 2024 durch ein "Umsatz- und Gewinn-Tal", bevor im Jahr 2025 eine fulminante Rückkehr auf den profitablen Wachstumspfad erfolgen dürfte. Sie hoben das Kursziel für die Chip-Aktien sogar von 875 auf 980 Euro an.
Auch Goldman sieht es nicht so dramatisch, dass Umsätze und Gewinne im Q1 und wohl auch im Q2 hinter den Erwartungen zurückbleiben. Angesichts des starken durchschnittlichen Auftragseingangs in den letzten fünf Jahren sei die für 2025 angepeilte Zielspanne für die Aufträge trotz der überraschend schwachen Nachfrage erreichbar. Das Kursziel beließen die Goldman-Experten bei 1.070 Euro.
Bernstein stimmt dieser Einschätzung zu. Die Geschäftsentwicklung des Halbleiterindustrie-Ausrüsters sei weiterhin stark, obwohl die Bestellungen und der Ausblick niedriger als erwartet ausgefallen seien, schrieben die Experten in einem ersten Kommentar zu den Zahlen. Das Kursziel von 980 Euro wurde beibehalten.
DER AKTIONÄR stimmt den zuversichtlichen Analysten zu. Viele der großen Chip-Fertiger haben noch nicht investiert, aber weitere Ausweitungen ihrer Produktionslinien angekündigt – beispielsweise Micron, dessen HBM-Speicher im Zuge des KI-Datacenter-Ausbaus stark nachgefragt werden. Der Auftragseingang dürfte damit stabil bleiben und die langfristigen Umsatzziele stützen.
Dass die Aktie in den kommenden Monaten eher in eine Konsolidierungsphase übergeht, die auch dem Charakter des Geschäftsjahres 2024 als Übergangsjahr entspricht, ist zu erwarten. Wann mit den nächsten Großbestellungen der Startschuss für die nächste Rally kommt, ist schwer zu timen. Es könnte aber noch im Q2 so weit sein. Anleger bleiben daher bei der Aktie von ASML investiert.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Calls auf ASML befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.