Chinas Führung lässt einfach nicht locker: Nach der erzwungenen Restrukturierung der Ant Group und einer Rekord-Strafe für Alibaba rückt nun erneut Ant ins Visier. Diesmal geht es darum, ob bei der Genehmigung für den längst abgebrochenen Börsengang mit unlauteren Mitteln getrickst wurde. Immerhin: Die Kursreaktion der Alibaba-Aktie macht Hoffnung.
Lange Zeit soll Alibaba- und Ant-Gründer Jack Ma beste Kontakte zu wichtigen Behörden gepflegt haben. Damit ist es offenbar vorbei, seit Chinas politische Führung beschlossen hat, Mas Imperium in die Mangel zu nehmen. Nun untersuchen Behördenvertreter, wie Ant an die relativ schnelle Genehmigung für sein Doppel-IPO in Hongkong und Schanghai gelangen konnte. Das berichtet das Wall Street Journal (Englisch, Bezahlschranke).
Wenige Tage vor dem geplanten IPO war der Börsengang abgeblasen worden. Zuvor hatten allerdings die Börsen grünes Licht erteilt – trotz Bedenken der Bankenaufsicht, die zu diesem Zeitpunkt bereits härtere Vorschriften für Fintechs geplante hatte.
Bei der Untersuchung geht es auch darum, wie der chinesische Staatsfonds China Investment Corp. und diverse staatliche Versicherer in den Börsengang investieren konnten, schreibt das Journal unter Berufung auf Insider. Zudem sollen sich einige Banken darüber beschwert haben, dass Ant seine Alipay-App genutzt hatte, um zig Milliarden Dollar von Investoren für fünf Investmentfonds einzusammeln, die das Geld ins Ant-IPO stecken wollten.
Inzwischen wurden mehr als drei Milliarden Dollar zurückgezahlt. Zudem ist unwahrscheinlich, dass Ant künftig am technologielastigen Star Market in Schanghai gelistet werden darf. Das Unternehmen gilt inzwischen nicht mehr als Tech-Wert, sondern als Finanzinstitut.
Alibaba ist zu einem Drittel an Ant beteiligt. Anleger reagieren heute mit einem gesunden Maß an Ignoranz auf die jüngste Nerv-Nachricht. Auswirkungen auf den Konzern sind durch die Untersuchung nicht zu erwarten. Der Kurs der Aktie liegt im Plus. Bereits bei Meituan war diese Woche zu beobachten, dass eine negative Nachricht aus der Behörden-Ecke schnell verdaut wurde. Das spricht dafür, dass inzwischen viel eingepreist ist und das Sentiment positiver wird. Langfristig ist DER AKTIONÄR ohnehin zuversichtlich für die Entwicklung Alibabas (mehr dazu auch im aktuellen Heft).
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba.