Die Allgeier-Aktie hat sich im laufenden Jahr zwischenzeitlich mehr als verdoppelt. DER AKTIONÄR war frühzeitig mit von der Partie. Die Story ist bekannt. Der Münchner IT-Spezialist will seine Technology-Einheit Nagarro abspalten und an die Börse bringen. Doch in den letzten Tagen ist der Aufwärtstrend ins Stocken geraten.
Die im April ausgesetzte und nun neu formulierte Jahresprognose sorgte für Verunsicherung. Anleger fragen sich: Geht der Gesellschaft nach dem vielversprechenden Jahresstart auf der Zielgeraden die Puste aus?
Sicher, gemessen an den zuletzt gezeigten Wachstumsraten haben die neuen Aussage des Unternehmens bei einigen Investoren die Erwartungen gedämpft. Fakt ist aber auch, dass die Planvorgaben im Rahmen der Analysten liegen – und dabei allem Anschein nach auch recht konservativ angesetzt sind.
Besonders im Fokus: die Guidance für die zur Abspaltung stehende Nagarro. Die Technologie-Einheit verzeichnete nach einem soliden Jahresstart im zweiten Quartal ein langsameres Umsatzwachstum in Höhe von acht Prozent (Q1: 21 Prozent). Im Gesamtjahr wird daher nur mit einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich und einer bereinigten EBITDA-Marge von 15 bis 17 Prozent gerechnet. Die Kunden aus der Luftfahrt, dem Reisesegment und in der Autoindustrie sorgen für eine gewisse Unsicherheit. Zudem wird rechnet Nagarro rund 30 Prozent der Umsätze in US-Dollar ab, der zuletzt gegenüber dem Euro wiederum abgewertet hat. Ebenfalls positiv: Für 2021 rechnet Nagarro bereits wieder mit einem zweistelligen Umsatzwachstum. Neue Kunden und weitere Übernahmen könnten die Entwicklung zudem jederzeit positiv beeinflussen.
Der Impulsgeber für die Aktie ist und bleibt der Spin-off, der weiter für den Dezember geplant ist. Hintergrund: Nagarro wird nach der Abspaltung direkter mit der Peergroup der globalen Softwareentwicklungs- und Digitalisierungsunternehmen wie Epam Systems oder Globant vergleichbar. Die Peergroup ist dank der höheren Umsatz- und Gewinn-Multiples durch die Bank höher bewertet. Mit dem separaten Listing sollte diese Unterbewertung offensichtlicher und damit auch schneller abgebaut werden. Zudem sollte man die in der Allgeier SE verbleibenden Einheiten nicht völlig außer Acht lassen, die ebenfalls gute Möglichkeiten hat auf ihren Wachstumspfad zurückzukehren.
Bei Allgeier-Aktie wurde durch die Aussagen vom Vorstand ein wenig Druck vom Kessel genommen. Nach einer Verschnaufpause oberhalb der 50-Euro-Marke dürfte die Aktie spätestens in Richtung Adventszeit wieder in den Fokus der Investoren rücken. Dann sollten auch weitere Details zu Abspaltung und Börsengang vorliegen. DER AKTIONÄR hält daher vorerst an seiner positiven Einschätzung und der Position im Real-Depot fest.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.