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12.10.2019 Lars Friedrich

Adva-Chef Protiva: „Wir galten als große Verlierer“

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ADVA Optical

Wenige Unternehmen haben den Neuen Markt überlebt. Und noch seltener führt der Chef von damals noch heute die Geschäfte. Mit ADVA Optical hat Brian Protiva 20 bewegte Börsenjahre erlebt. Mindestens ein Ziel will der Gründer und Chef des Netzwerkausrüsters noch erreichen. DER AKTIONÄR hat mit Protiva unter anderem über die vielleicht letzte große Herausforderung gesprochen.

Die Geschichte von ADVA Optical beginnt lange vor dem Neuen Markt, an einem Ort jenseits kapitalistischer Euphorie: In Meiningen (Thüringen) produzieren in der DDR bis zu 1.400 Arbeiter Festplatten für Robotron. Nach der Wende zerfällt der Betrieb. Mit vier ehemaligen Robotron-Angestellten und seinem Vorstandskollegen Claus-Georg Müller gründet Brian Protiva 1994 ADVA.

Als das Unternehmen 1999 an die Börse geht, ist Protiva der Chef. Der (bereinigte) Kurs steigt in zwölf Monaten von 8,83 Euro auf bis zu 158,96 Euro – knapp 1.700 Prozent Plus.

„Es war wahnsinnig überraschend, was für einen Appetit es auf die Aktie gab“, sagt Protiva im Gespräch mit dem AKTIONÄR. „Letztendlich waren wir dann zeitweise mehr wert als die Lufthansa.“ Das Team habe sich auf das Tagesgeschäft und den Ausbau des Unternehmens konzentriert. „Wir haben unser Geld nicht verbraten, sondern in Infrastruktur investiert. Das hat sich wahnsinnig ausgezahlt – obwohl wir zwei Jahre später als große Loser gesehen wurden, als unser Aktienpreis kollabiert ist.“

Bodenständig durch die Krisen

Als die Dotcom-Blase platzt, geraten auch ADVA-Kunden ins Schlingern. Eine schwierige Zeit. „Man hat sich einfach nicht mehr erfolgreich gefühlt“, sagt Protiva, der damals einige Mitarbeiter entlassen muss. Aufträge von etablierten Großkunden halten den Glasfaserspezialisten über Wasser. „Wir waren emotional mitgenommen, aber auch sehr beschäftigt und sind dadurch bodenständig geblieben.“

Die großen Trends, Glasfaser und Digitalisierung, wissen Protiva und sein Team schon damals auf ihrer Seite – auch als der Aktienkurs auf 54 Cent fällt.

Wer zum Allzeittief am 7. Oktober 2002 ADVA-Aktien kauft, sitzt am 1. Dezember 2015 bei 12,04 Euro auf mehr als 2.100 Prozent Gewinn. Dazwischen rutscht der Kurs noch einmal unter die 1-Euro-Marke – während der Finanzkrise. Erneut überlebt ADVA. Protiva investiert weiter und formt ADVA zu einem Unternehmen, das inzwischen mehr als eine halbe Milliarde Jahresumsatz erwirtschaftet und fast 1.900 Mitarbeiter weltweit beschäftigt.

Aktionäre fordern mehr Profitabilität

An die Neuer-Markt-Phase konnte der Aktienkurs allerdings bis heute nicht mehr anknüpfen. Derzeit ist ADVA Mitglied im SDAX und kostet mal wieder weniger als beim Börsengang vor 20 Jahren. Protiva: „Es gibt immer noch viele Leute, die mir sagen: ,Sie haben es nie wieder geschafft, den Aktienpreis richtig nach oben zu bringen.‘ Dann sage ich: ,Ja, aber wir haben es geschafft, eine richtige Firma zu entwickeln – mit toller Technik und 900 Entwicklern. Wir beliefern seit Jahren ganz große Netzbetreiber und Firmenkunden.‘ Darüber bin ich froh.“

Von ursprünglich rund 100 Firmen im Markt für optische Datenübertragung seien nach all den Jahren noch knapp zehn übrig – und von diesen nur vier oder fünf gesund, sagt Protiva. „Eine davon ist ADVA.“

Bei aller Freude über das Erreichte weiß der ADVA-Chef, dass seine Aktionäre endlich höhere Margen sehen wollen: „Wir müssen jetzt noch ein Ziel erreichen, und das ist natürlich nachhaltige Profitabilität – Schritt für Schritt.“ Die Kosten sollen flachgehalten werden, das Produkt-Portfolio wurde bereits optimiert.

Auf Basis des Umsatzes wirkt ADVA günstig bewertet. Geschätzten 543 Millionen Euro Erlös im laufenden Jahr stehen derzeit 296 Millionen Euro Marktkapitalisierung gegenüber – ein Verhältnis von 0,5 (Anmerkung: Der Artikel wurde erstmals im September bei einem Aktienkurs von 5,90 Euro veröffentlicht). Protiva sagt, er halte eher ein Verhältnis von 1 bis 2 für normal.

ADVA Optical (WKN: 510300)

DER AKTIONÄR empfiehlt ADVA zum Kauf. High-End-Netzwerk-Hardware wird immer gebraucht. ADVA schafft es seit 20 Jahren, diese Nachfrage zu bedienen und zu wachsen. Protiva und seinem Team ist zuzutrauen, auch noch das Margenproblem in den Griff zu bekommen. Gelingt das, könnte das Unternehmen auch für Anleger seinem Namen gerecht werden. ADVA steht für „add value“ – Wert schaffen.

Der Artikel ist ursprünglich mit historischen Fotos als dritter von fünf Teilen der „New Economy“-Serie in Heft-Ausgabe 37/19 erschienen.

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