Ein Bericht des Wall Street Journal, der besagt, dass CEO Bobby Kotick seit Jahren über Vorwürfe wegen sexuellen Fehlverhaltens informiert war, hat die Aktie von Activision Blizzard erneut nach unten gezogen. Kein Wunder, denn Anleger sorgen sich nun, dass der CEO gehen muss und mit einer Lücke an der Konzernspitze die internen Probleme nicht schnell gelöst werden könnten.
Im Wall Street Journal hieß es, Kotick sei über zwei Vergewaltigungen in den Jahren 2016 und 2017 sowie über eine außergerichtliche Einigung diesbezüglich informiert worden, habe dies aber nicht an den Aufsichtsrat gemeldet und auch sonst nicht gehandelt.
Der Bericht sorgte am Dienstag für einen erneuten Kurseinbruch der Activision-Aktie von rund acht Prozent. Zudem organisierten rund 200 Angestellte einen zweiten „Walkout“, also einen öffentlichen Protest vor dem Unternehmensgelände, auf dem die internen Zustände angeprangert und die Entlassung von Kotick gefordert wurde.
Die Kommentare des Unternehmens auf den Bericht lesen sich nicht versöhnlich, streiten die Vorwürfe allgemein ab und sind auf den Schutz von Kotick ausgerichtet: „Herr Kotick ist nicht über jeden Bericht über Fehlverhalten in jedem Unternehmen von Activision Blizzard informiert gewesen, und es kann auch nicht erwartet werden, dass er über alle Personalfragen auf dem Laufenden ist.“
Analysten nähren die Sorgen der Anleger
Am Mittwoch setzte sich der Abverkauf mit einem Minus von rund drei Prozent auch deswegen fort, weil mehrere Analysten kritische Kommentare äußerten. So könnte laut dem Analysehaus Benchmark ein längerer Kampf in der Führungsebene dazu führen, dass „die Bindung der Mitarbeiter, die kreative Kultur, die Produktivität und die Produktqualität weiter beeinträchtigt werden könnten“.
Im Rahmen des Earnings-Calls hatte das Management bereits darauf hingewiesen, dass es in jüngster Vergangenheit eine größere Zahl an Kündigungen gegeben habe und es schwerer als üblich falle, die vakanten Positionen wieder zu besetzen. Ein Problem, dass sich im Falle einer Führungskrise noch ausweiten dürfte.
Einige Analysten äußerten auch die Sorge, dass Gamer künftig die Videospiele von Activision Blizzard meiden könnten. Dies dürfte jedoch kaum der Fall sein, denn Fußballspieler werden auch bei der WM in Katar auflaufen und Fans die Partien im Fernseher verfolgen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, weshalb eine kritische Zahl an Gamern ihre moralische Integrität höher schätzen sollten als Fußball-Fans und -Spieler.
Activision Blizzard bleibt im Abwärtstrend und Anleger lassen weiterhin die Finger von der Gaming-Aktie. Noch sitzt Kotick fest im Sattel, die Füße stecken aber nicht mehr in den Steigbügeln.