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18.09.2023 Maximilian Völkl

1&1: Noch mehr Geduld gefordert

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Nach der jahrelangen Talfahrt gehört die Aktie von 1&1 seit Wochen zu den Top-Performern. Der Roaming-Coup mit Vodafone und die Pläne der Bundesnetzagentur, auf eine neue Frequenzauktion zu verzichten, kamen am Markt gut an. Auf das eigene Netz des Konzerns müssen Kunden derweil noch länger warten.

So muss 1&1 erneut den Start seines Handynetzes verschieben. Der Hebel soll nun erst im Dezember umgelegt werden und nicht schon Ende September, teilte der Konzern am Montag in Montabaur mit. Ursprünglich hatte dies bereits Ende 2022 geschehen sollen, nach Lieferschwierigkeiten von Ausbaupartnern wurde das Vorhaben aber vorerst auf Eis gelegt. Es ging nur in einer Mini-Version als Festnetz-Ersatzprodukt los, von dem mobile Nutzer nichts hatten. In der kommenden Woche sollte das vierte deutsche Handynetz endlich starten, dazu kommt es jetzt aber nicht.

Hintergrund dafür ist ein Wechsel der Partner von 1&1. Der Anbieter nutzt derzeit noch das Handynetz von Telefónica (O2). Wenn es aber sein eigenes Netz aktiviert, verliert es nach einer Übergangszeit seinen Status als virtueller Netzbetreiber – ab Januar dürfte 1&1 dann keine Verträge mehr verkaufen, die auch das 5G-Netz von O2 nutzen. Ab Sommer 2024 greift nach Unternehmensangaben eine 5G-Kooperation mit Vodafone (National Roaming) – ab dann sind 1&1-Kunden wieder deutschlandweit mit 5G versorgt.

1&1 hat zwar bei der Bundesnetzagentur einen Antrag gestellt, damit die Übergangszeit erweitert wird – und zwar bis zum Beginn des National-Roaming-Deals mit Vodafone. Darüber hat die Regulierungsbehörde allerdings noch nicht entschieden. Hätte 1&1 trotzdem schon nächste Woche sein eigenes Netz gestartet, wäre die Firma auf Risiko gegangen – bei einer Ablehnung ihres Antrags würde sich ihre Stellung am Markt ab Januar 2024 verschlechtern. Um dies zu vermeiden, verschiebt 1&1 den Handynetz-Starttermin.

1&1 hat 2019 zum ersten Mal eigene Mobilfunk-Frequenzen ersteigert. Bisher nutzt die Firma Netze anderer Betreiber, um Handyverträge zu verkaufen. Für die Netznutzung zahlt 1&1 Miete. Mit den eigenen Frequenzen will das Unternehmen in Sachen Mobilfunkgeschäft aber auf eigenen Beinen stehen. Bisher gibt es in Deutschland drei Handynetze, von der Deutschen Telekom, von Vodafone und von Telefónica (O2). Branchenexperten rechnen durch das vierte Netz mit einem verschärften Wettbewerb, der den Verbrauchern nutzen könnte.

1&1 (WKN: 554550)

Die erneute Verschiebung zeigt zwar einerseits, mit wie vielen Herausforderungen und Problemen 1&1 beim Netzaufbau zu kämpfen hat. Andererseits ist die Entscheidung angesichts der Risiken rund um die Telefónica-Partnerschaft quasi unumgänglich. Entsprechend reagiert die Aktie auch positiv und setzt ihren Trend nach oben fort. Trader lassen die Gewinne laufen.

Mit Material von dpa-AFX

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