Ist der Elektrotruck-Hersteller Nikola eine Betrugsmaschine, wie es der Leerverkäufer Hindenburg Research vor zwei Wochen in den Raum gestellt hatte? Der überraschende Rücktritt von Gründer Trevor Milton am Morgen MEZ ist auf jeden Fall Salz in die Wunden der Aktionäre. Die Aktie verliert am Montag zeitweise 30 Prozent, ehe erste Schnäppchenjäger zugreifen. Die Analysten bleiben erst einmal bei ihren Ratings.
JPMorgan-Analyst Paul Coster belässt es bei seinem "Overweight-Rating" für Nikola, senkt jedoch das Kursziel von 45 auf 41 Dollar, "um dem Risiko gerecht zu werden", sagte er am Montag in einer Notiz. Der neue Vorsitzende passe möglicherweise besser zu Nikola in der nächsten Phase des Unternehmens. "Der Rücktritt von Trevor Milton könnte vielleicht einige der von ihm geknüpften Partner- und Kundenbeziehungen belasten, und die Moral der Mitarbeiter ist derzeit wahrscheinlich fragil", sagte er. Das Geschäft sollte aber planmäßig weitergehen.
Miltons Abgang sei positiv für die Aktie, auch wenn die "Optik des Rücktritts schrecklich ist", sagt Jeffrey Osborne von Cowen. Das Haus gibt weiter ein Kursziel von 79 Dollar (!) aus und empfiehlt die Aktie dementsprechend zum Kauf. Nach dem Rücktritt sollte sich das Unternehmen auf die Entwicklung seiner Lkw der Klasse 8 und der dazugehörigen Infrastruktur konzentrieren können und den Vertrag mit General Motors zu Ende bringen", so Osborne.
Dan Ives von Wedbush bezeichnete Miltons Abreise als "schockierend". Milton spiele eine Schlüsselrolle bei der strategischen Umsetzung der Unternehmensvision spielt, so der Experte. Nikola habe aber eine starke Besetzung und jetzt drehe sich alles um die künftige Ausführung mit der GM-Partnerschaft als Dreh- und Angelpunkt für den Erfolg. Ives bestätigte die "Hold"-Empfehlung mit einem Kursziel von 45 Dollar.
Der Rückzug Miltons lässt Zweifel an der Erfolgsstory um Nikola aukommen. Neueinsteiger gehen das Risiko derzeit nicht ein und bleiben noch an der Seitenlinie.