Die neuesten Jobdaten aus den USA haben viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Außerhalb des Agrarsektors wurden 336.000 Stellen geschaffen statt erwarteten 170.000, wobei die Frage erlaubt sei, wie sich die Ökonomen derart verschätzen konnten. An den Anleihemärkten schnellen die Zinsen in die Höhe, der Euro verliert weiter an Boden.
Der Arbeitsmarktbericht ist selbstverständlich ein gefundenes Fressen für die Falken. Die US-Notenbank dürfte nun noch mehr gewillt sein, den Leitzins in den USA ein weiteres Mal zu erhöhen.
Rechnen drei Viertel der Marktteilnehmer im November nicht mit einer Zinsanhebung, sind es für die Sitzung im Dezember nur noch 54 Prozent. Vor den Daten lag der Anteil derjenigen, die keine Anpassung mehr erwarten noch bei 67 Prozent.
Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds ist nach den Daten auf 4,84 Prozent gestiegen und damit wieder in Richtung 16-Jahres-Hoch. Die zweijährigen sind auf 5,10 Prozent geklettert.
Laut Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) werden durch den Arbeitsmarktbericht "die Zinserhöhungserwartungen der Marktteilnehmer weiter forciert", denn mit einem erneut kräftigen Beschäftigungsaufbau und einer stabilen Arbeitslosenquote sei die Situation weiterhin als "robust" zu bezeichnen.
Der Markt konzentriere sich derzeit stark auf die Arbeitsmarktdaten, um nach "Anzeichen für Risse zu suchen", erläuterte Craig Erlam vom Broker Oanda. Denn in der Fed herrsche eindeutig die Ansicht vor, dass ihr Ziel einer nachhaltigen Inflationsrate von zwei Prozent ohne eine Abkühlung des Arbeitsmarktes nicht möglich sei. "Die Zeit wird zeigen, wie zutreffend diese Annahme ist." Noch zur Wochenmitte hatten ADP-Daten aus der Privatwirtschaft die Hoffnung geweckt, dass die Trendwende endlich gekommen sein könnte.
Der starke Anstieg der US-Renditen dürfte vielen Aktienanlegern nicht gefallen. Vor diesem Hintergrund ist die Tatsache, dass sich der DAX seit seinem Tagestief wieder um 100 Zähler erholt hat, positiv zu werten. Andererseits wird es der Markt schwer haben, durchzustarten. Geduld ist weiter gefragt.