Der Handelstag an der Wall Street war geprägt von der Vereidigungs-Zeremonie des neuen US-Präsidenten. Mit einem Aufruf zu Einheit und Versöhnung hat Joe Biden sein Amt als 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika angetreten. Kamala Harris wurde als erste Vizepräsidentin des Landes vereidigt. Die US-Indizes feierten die Amtsübernahme mit neuen Rekorden.
Biden sagte in seiner Antrittsrede, ohne Einheit könne es keinen Frieden und keinen Fortschritt geben, sondern nur Verbitterung und Ärger. Analyst David Madden vom Broker CMC Markets lenkte den Blick auf die Hoffnungen und Erwartungen an den Börsen: "Joe Biden will die Wirtschaft unbedingt stärken."
Über das bereits angekündigte 1,9 Billionen US-Dollar schwere Hilfspaket hinaus werde der neue Präsident voraussichtlich weitere Mittel in Infrastruktur, Energieversorgung und Bildung investieren. "Die Finanzmärkte setzen darauf, dass noch mehr Geld bereit steht, denn Joe Biden wird einen guten Start hinlegen wollen", vermutete Madden.
Deutlicher hätte die Reaktion der US-Investoren auf den Machtwechsel im Weißen Haus tatsächlich kaum sein können: Vor allem an der technologielastigen Nasdaq-Börse griffen die Anleger beherzt zu. Der Dow Jones Industrial schaffte es kurz vor der Schlussglocke ebenfalls noch auf ein weiteres Rekordhoch. Mit einem Plus von 0,8 Prozent auf 31.188 Punkte ging der Dow aus dem Handel.
Den Nasdaq 100 trieben die Aktienkäufe um 2,3 Prozent nach oben auf 13.296 Zähler. Er erreichte ebenso wie der sehr breit aufgestellte Nasdaq Composite ein neues Rekordhoch. Hier sorgten vor allem die starken Quartalszahlen des Online-Video-Anbieters Netflix für starken Schub. Die Aktien schossen um fast 17 Prozent nach oben und erreichten ebenfalls einen Höchststand. Mit dem S&P 500 ging es um 1,4 Prozent auf 3.851 Zähler nach oben - ebenfalls auf ein Rekordhoch.
Die Aktie von Streaming-Konzern Netflix profitierte von guten Geschäftszahlen. Bei der Zahl der zahlenden Abonnenten hatte das Unternehmen die Marke von 200 Millionen geknackt. Nach der Kurs-Rallye wird das Unternehmen an der Börse nun mit 260 Milliarden Dollar bewertet.
Auf ein Rekordhoch schafften es von den Schwergewichten auch die Aktien der Google-Holding Alphabet, die um gut fünf Prozent zulegten. Mehrere Analysten hatten sich jüngst für die Papiere ausgesprochen. Im Leitindex Dow lagen mit Microsoft, Apple und Salesforce ebenfalls drei Tech-Schwergewichte auf den vordersten Plätzen.
Die ebenfalls an der Nasdaq notierten Anteilscheine von Alibaba rückten um 5,5 Prozent vor. Erstmals seit Ende Oktober trat der Gründer des chinesischen Online-Giganten, der Milliardär Jack Ma, wieder öffentlich in Erscheinung.
Chinesische Staatsmedien verbreiteten eine Video-Botschaft des 56-Jährigen, mit der er sich den Berichten zufolge an 100 Lehrer im ländlichen Raum richtete. Ma kündigte in dem Video an, sich noch mehr als bislang für karitative Zwecke einsetzen zu wollen. Der Milliardär war seit Ende Oktober nicht mehr öffentlich aufgetreten, seit er in einer Rede die chinesischen Regulatoren scharf kritisiert hatte.
Die beiden im Dow Jones Industrial enthaltenen Titel Procter & Gamble und UnitedHealth konnten mit ihren Quartalszahlen keine positiven Impulse mehr setzen. Die Aktien des Konsumgüter-Herstellers gaben um gut ein Prozent nach, die des Krankenversicherers um 0,4 Prozent.
P&G ist im zweiten Quartal stärker gewachsen als erwartet und hat seine Jahresprognose erhöht. Dabei profitierten die US-Amerikaner weiter von einer anhaltend hohen Nachfrage nach Wasch- und Reinigungsprodukten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sowie Gesundheitsprodukten. Der Umsatz stieg im Quartal (per Ende Dezember) um acht Prozent auf 19,7 Milliarden US-Dollar.
Der US-Krankenversicherer UnitedHealth hat sich in der Corona-Pandemie 2020 recht gut geschlagen. Das Unternehmen steigerte seinen Gewinn im abgelaufenen Jahr um elf Prozent auf 15,4 Milliarden US-Dollar, wie es mitteilte. Im vierten Quartal brach der Überschuss zwar um 38 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar ein. Der bereinigte Gewinn je Aktie fiel aber höher aus als von Analysten im Schnitt erwartet.
Im S&P 500 konnten die Aktien von Morgan Stanley um 0,2 Prozent zulegen. Der boomende Handel mit Wertpapieren in der Corona-Krise hat dem US-Geldhaus zum Jahresende starke Geschäftszuwächse beschert. In den drei Monaten bis Ende Dezember stieg der Gewinn im Jahresvergleich um mehr als die Hälfte auf 3,4 Milliarden Dollar. Die Erträge - die gesamten Einnahmen - wuchsen um rund ein Viertel auf 13,6 Milliarden Dollar. Die Zahlen übertrafen die Erwartungen deutlich. (Mit Material von dpa-AFX)
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