Nach dem verhaltenen Start in die Woche hat der Dax am Dienstag wieder an seine jüngste Erholung angeknüpft. Die Anleger gingen ungeachtet des Ukraine-Kriegs und trotz Zins- und Rezessionssorgen wieder mehr ins Risiko und schoben den DAX bis Handelsschluss um 1,02 Prozent auf 14.473,20 Punkte an.
Im Handelsverlauf war er zeitweise erneut über die psychologisch wichtige Marke von 14.500 Zählern gegangen. „Die Erholung geht trotz der vielen Unsicherheitsfaktoren weiter“, schrieb Börsenanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets in einem Kommentar. Die Börse lasse sich derzeit weder von den ausbleibenden Verhandlungsergebnissen im Ukraine-Konflikt noch von „höchst aggressiven Tönen aus der Geldpolitik“ aus dem Takt bringen.
Nach den jüngsten Signalen von US-Notenbankchef Jerome Powell in Richtung einer womöglich noch schnelleren Straffung der Geldpolitik waren am Dienstag europaweit und auch hierzulande Finanzwerte äußerst gefragt. Für etwas Entspannung sorgte zudem, dass die Ölpreise nach ihrer jüngsten Rally zumindest vorerst nicht weiter stiegen. Der MDAX der mittelgroßen Börsenkonzerne, der tags zuvor anders als der DAX leicht zugelegt hatte, ging nun mit plus 0,74 Prozent bei 31.914,54 Zählern aus dem Handel
Zinsfantasie treibt Bank-Aktien an
Die Aussichten auf eine womöglich noch raschere US-Zinswende beflügelten am Dienstag vor allem die Bankwerte. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks kletterte als bester Sektor um 2,4 Prozent. Die Aktien der Deutschen Bank setzten sich mit einem Kursplus von mehr als fünf Prozent an die DAX-Spitze. Die Papiere der Commerzbank gewannen als einer der Top-Gewinner im MDAX 4,3 Prozent.
Noch besser entwickelten sich im MDAX die Titel von Nemetschek. Der auf Bau- und Designsoftware spezialisierte Anbieter rechnet für das laufende Jahr mit einem Umsatzplus zwischen 12 und 14 Prozent. Die Profitabilität soll zwischen 32 und 33 Prozent liegen. Nemetschek habe in einem schwierigen Umfeld gute Ergebnisse geliefert, kommentierte Analyst Knut Woller von der Baader Bank. Der Ausblick auf 2022 lasse eine weiter starke Geschäftsentwicklung erwarten.
Nach unerwartet guten Zahlen des Konkurrenten Nike legten die Papiere von Adidas und Puma um 1,5 beziehungsweise 3,2 Prozent merklich zu. Analysten reagierten mit höheren Kurszielen auf die Nike-Zahlen. Kate McShane von Goldman Sachs lobte insbesondere das China-Geschäft, das sich gegenüber dem zweiten Geschäftsquartal verbessert habe.
Im SDAX Vitesco schnellten um fast zehn Prozent auf 35,20 Euro hoch. Analyst Sanjay Bhagwani von der US-Bank Citigroup hatte die Papiere des Autozulieferers mit einem Kursziel von 72 Euro zum Kauf empfohlen. Vor gut zwei Wochen waren die Anteilsscheine der ehemaligen Powertrain-Sparte von Continental mit 25,65 Euro auf ein Rekordtief gefallen, bevor eine rasante Stabilisierung und Erholung um fast 36 Prozent erfolgte.
Morphosys und Rheinmetall unter Druck
Dagegen sackten die Aktien von Morphosys am Dienstag 9,3 Prozent ab und waren damit auch Index-übergreifend das klare Schlusslicht. Die Markteinführung des Antikörpers Monjuvi in den USA laufe eher schleppend, monierte Deutsche-Bank-Analyst Rajan Sharma. Zudem waren die Papiere erst am Vortag an einer charttechnischen Hürde nach unten abgeprallt. Seit Anfang 2020 summieren sich die Kursverluste schon auf mehr als 80 Prozent.
Im MDAX trug unterdessen die Aktie von Rheinmetall die rote Laterne. Mit einem Minus von 3,7 Prozent musste sie einen Teil der jüngsten Gewinne wieder abgeben. Sie notiert aber nach wie vor mehr als doppelt so hoch wie noch zu Jahresbeginn.
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Mit Material von dpa-AFX.