Der Rubel rollt – nach unten. Seit Anfang August hat die russische Währung noch mal mehr als 20 Prozent gegenüber Dollar und Euro verloren. Am vergangenen Mittwoch gab der Rubel zeitweise rund 7 Prozent nach. Inzwischen gab es eine Gegenbewegung, aber die übergeordnete Tendenz bleibt klar.
Der Rubel ist diese Woche auf den tiefsten Stand seit März 2022 gefallen. Damals hatte der russische Einmarsch in die Ukraine harte Sanktionen ausgelöst. Die russische Währung war damals völlig eingebrochen – nur um sich ebenso rasch zu erholen und kurzzeitig sogar besser als vor Kriegsbeginn dazustehen. Dahinter steckten wohl unter anderem massive Maßnahmen der russischen Zentralbank.
Die Geschichte hat es aber oft gezeigt: Auf Dauer kann die Politik sich kaum gegen den Markt stemmen. So auch diesmal. Langsam, aber stetig bröckelte der Rubel-Kurs wieder. Der Abwärtstrend ist bis heute intakt.
Ein Dollar kostete zuletzt 106 Rubel. Ein Euro lag bei 112 Rubel.
Einer der Gründe für den neuerlichen Ausverkauf diese Woche könnte ein saisonaler Effekt gewesen sein, weil vor Beginn der Weihnachtszeit verstärkt importiert wird. Zudem verschärften die USA ihre Sanktionen. So fällt nun für die russische Seite auch die Gazprom-Bank als eine der letzten Möglichkeiten für internationalen Handel mit Dollar aus.
Demnächst könnte in Russland die nächste Leitzinserhöhung anstehen. Bereits jetzt steht der Leitzins mit mehr als 21 Prozent auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren.
Russland mit Problemen
Staatliche Eingriffe ändern nichts an den realen Problemen der russischen Wirtschaft – auch wenn die russische Propaganda die Situation seit Kriegsbeginn schönredet und Russland auf seine Gas- und Ölreserven zurückgreifen kann. Wenn sich ein Staatsoberhaupt – wie jüngst Putin – dazu genötigt sieht, zu verkünden, dass „kein Grund zur Panik“ bestehe, ist dies vor allem ein Hinweis darauf, dass längst nicht alles in Ordnung ist.
Russland hat auf Kriegswirtschaft umgestellt, es gibt Lohninflation und Arbeitskräftemangel. Ein schwacher Rubel bedeutet zwar, dass Russland durch Exporte mehr Rubel einnimmt, doch dafür werden Importe teurer. International haben viele Staaten Abstand vom Rubel genommen. Wer noch Geschäfte mit Russland macht, tut dies nach Möglichkeit nicht mit dem inflationären Rubel, sondern in seiner eigenen Währung oder lässt sich – wie Nordkorea – mit konkreten Gütern und Know-how bezahlen.
Während der Rubel am Mittwoch einbrach, hatte Bitcoin einen guten Tag und legte rund 5 Prozent zu. Das Beispiel zeigt: Bitcoin gilt zwar als spekulativ, aber in manchen Fällen ist er sogar in Sachen Volatilität die bessere Alternative zu einer klassischen Währung – vor allem, wenn diese an einer Kriegswirtschaft und politischen Maßnahmen hängt. Zumal Bitcoin auch eine der letzten Möglichkeiten sein dürfte, um Vermögen über die russische Staatsgrenze hinweg zu verschieben. Nicht zu vergessen: Während der Trend beim Rubel abwärts deutet, steigt Bitcoin.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.