Wenn eine Notenbank die Leitzinsen senkt, geht das meistens zulasten der heimischen Währung. Doch in Zeiten von Ukraine-Krieg und Russland-Sanktionen ist vieles anders. Obwohl die russische Notenbank heute überraschend den Leitzins deutlich herabsetzt, steigt der Rubel. Mittlerweile wurde sogar das Vorkriegsniveau übertroffen.
Wenige Wochen nach der massiven Zinserhöhung zu Beginn des Ukraine-Krieges hat Russlands Zentralbank den Leitzins wieder etwas gesenkt. Der Satz wurde gleich um drei Basis-Punkte von 20 auf 17 Prozent heruntergesetzt, teilt Reuters unter Verweis auf eine entsprechende Nachricht der Zentralbank mit.
Die Währungshüter in Moskau begründeten ihre überraschende Entscheidung mit Risiken für die Finanzstabilität, die in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten bestehen. Für die nächsten Treffen behält sich die Notenbank weitere Lockerungsschritte vor. Die nächste Sitzung ist für den 29. April vorgesehen.
Staatspleite rückt näher
Die Zentralbank hatte Ende Februar mit einer drastischen Zinserhöhung auf die Währungskrise infolge westlicher Sanktionen reagiert und den geldpolitischen Schlüsselsatz von 9,5 auf 20 Prozent mehr als verdoppelt.
Mittlerweile rückt für Russland eine Staatspleite näher: Erstmals wurden am vergangenen Mittwoch Zahlungen für zwei Fremdwährungs-Anleihen nicht in US-Dollar, sondern in Rubel geleistet. Wegen der westlichen Blockade seiner Devisenreserven infolge des Krieges gegen die Ukraine will Moskau dies auch künftig so handhaben, schreibt Reuters. Russland hat wegen der Sanktionen derzeit keinen Zugang zu den internationalen Anleihemärkten, um sich frisches Geld zu besorgen.
Rubel mit Aufholjagd
Die Rubel-Rally nimmt vor dem Wochenende erneut an Fahrt auf. Ein Rubel kostet nun 0,012 Euro und hat damit seit dem historischen Tief bereits rund 50 Prozent aufgeholt (siehe Chart). Die Euroland-Währung verbilligt sich kurzzeitig in der Spitze um über drei Prozent auf 79,11 Rubel. Zuletzt notiert der Euro bei 83 Rubel.
Auch zum Dollar ist der Rubel weiter auf Erholungskurs. Die US-Währung fällt um 1,5 Prozent auf 74,58 Rubel.
Nach Darstellung von US-Finanzministerin Janet Yellen verzerren die Maßnahmen der russischen Regierung und der Zentralbank zur Begrenzung der Kapitalabflüsse den Rubel-Markt. Der Vorgang sei kein Zeichen dafür, dass die russische Wirtschaft die Sanktionen meistere, die die USA und deren Verbündeten verhängt hätten, hatte sie am Mittwoch erklärt.
Eine weitere Erklärung für den Rubel-Kurs dürfte sein, dass weiterhin Einnahmen aus Energieexporten nach Russland fließen und das Land umgekehrt immer weniger importiert. "Im Ergebnis stützt dies ganz offensichtlich den Rubel, zumindest temporär. Wie lange genau all dies anhält: schwer zu sagen", so eine Analyse der LBBW.
Im Markt sei zu hören, dass China und Indien viel Öl und Kohle aus Russland abnehmen, das zum Teil in Yuan gezahlt wird, und dass Indien einen Abschlag von 10 bis 15 Prozent zum Marktkurs bekommen habe. Unter solchen Bedingungen kann der Überschuss Russlands lang anhalten - mit entsprechenden Folgen für den Rubel. (Mit Material von Reuters)
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