Die Schlacht um Kiew geht unvermindert weiter. Die Auswirkungen auf die Realwirtschaft sind nur schwach abschätzbar. Nun meldet sich Steve Hanke, Professor für angewandte Wirtschaftswissenschaften an der Johns Hopkins University, zu Wort und sagt: Die Chance, dass die Fed eine Zinswende in diesem Umfeld einleitet, ist gering.
„Der Markt glaubt, dass die Fed zurückhaltender sein wird. Letzte Woche lag die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung des Leitzinses um 50 Basispunkte auf der März-Sitzung der Fed bei 60 Prozent. Jetzt sind es nur noch 13 Prozent“, so Hanke gegenüber dem Internetportal kitco.com. Hanke sagte, dass die Inflation in den USA zwar den höchsten Stand seit 40 Jahren erreicht hat, die nächste Veröffentlichung des Verbraucherpreisindex (CPI) aber wahrscheinlich noch höher ausfallen wird.
„Es besteht eine ziemlich gute Chance, dass der nächste Wert noch etwas höher ausfällt. Der Grund dafür ist, dass wir uns den Erzeugerpreisindex ansehen, der sich tatsächlich beschleunigt, und der tendiert dazu, dem Verbraucherpreisindex ein wenig voraus zu sein. Die Chancen stehen also gut, dass die Zahl etwas höher als 7,5 % ausfällt“, sagte er.
Zum Einmarsch Russlands in die Ukraine sagte Hanke, dass die von den westlichen Ländern verhängten Sanktionen zwar die Wirtschaft Russlands bremsen und damit auch die Geldpolitik in anderen Ländern beeinflussen könnten, dass diese Sanktionen aber nie eine Chance gehabt hätten, den russischen Präsidenten Wladimir Putin abzuschrecken. "Sanktionen haben Putin nicht aufgehalten, weil sie noch nie jemanden aufgehalten haben. Sanktionen funktionieren nicht“, sagte er. „Wir haben schon immer Sanktionen gegen Kuba verhängt, hat das etwas geändert? Wir haben seit jeher Sanktionen gegen Nordkorea, hat sich dadurch etwas geändert? (…) Nein, sie funktionieren nicht.“
Die Welt hat sich in den vergangenen Tagen geändert. Ein Krieg mitten in Europa schien bislang utopisch. Doch die Regierungen sind von der Realität eingeholt worden. Dass die US-Notenbank (und auch die europäische Notenbank) in diesem Umfeld einen Zinsanhebungszyklus startet, erscheint tatsächlich kaum vorstellbar.