Der amerikanische Aktienmarkt hat am Freitag da aufgehört, wo er im November aufgehört hatte. Die Kurse sind weiter gestiegen und der Dow Jones hat ein neues Jahreshoch erreicht. Nach schwachem Beginn schlossen auch die Technologie-Aktien im Plus. Händler sprechen derzeit von der besten aller Welten für Aktien.
Die US-Aktien beschleunigten zum Wochenabschluss ihren Aufwärtstrend ausgerechnet dann, als US-Notenbankchef Powell seine Bereitschaft signalisierte, falls nötig die Geldpolitik weiter zu straffen, und Hoffnungen auf schon bald niedrigere Zinsen als verfrüht bezeichnete. Nachdem er sich schon in den vergangenen Wochen ähnlich geäußert hatte, konnte seine Rede die Märkte nicht mehr schrecken. Zudem sieht der Fed-Chef immer noch die Chance, dass die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession rutscht.
Der Dow Jones Industrial hat am Freitag die Marke von 36.000 Punkten endgültig hinter sich gelassen und zuletzt 0,8 Prozent oder knapp 300 Zähler höher bei 36.245 geschlossen. Damit erreichte er den höchsten Stand seit knapp zwei Jahren. Zum Anfang 2022 erreichten Rekordstand von 36.952 Punkten fehlen dem Börsenbarometer nur noch rund zwei Prozent beziehungsweise rund 700 Punkte.
Auch den anderen Indizes gaben Powells Aussagen einen Schub. Der marktbreite S&P 500 schaffte ein Plus von 0,6 Prozent auf 4.594 Punkte, während der technologielastige Nasdaq 100 seine Anfangsverluste wettmachte, in positives Terrain drehte und um 0,3 Prozent auf 15.997 Punkte zulegte. Letzterer würde damit nach vier Gewinnwochen zwar immer noch einen knappen Verlust verbuchen. Seit Jahresbeginn hat er aber die Nase weit vor den anderen Indizes vorn.
"Es gibt hier eine Dreiergruppe von Triebkräften", sagt Mona Mahajan, Aktienstratege bei Edward Jones. "Die erste ist die Inflation. Zweitens scheint sich die Fed zurückzuziehen, und drittens beginnt sich die Konjunktur abzukühlen, allerdings in einem sehr langsamen Tempo." "Es sei fast wie eine Goldilocks-Abkühlung. "Es ist nicht zu heiß. Es ist nicht zu kalt. Und das ist genau das, was die Märkte annehmen", so Mahajan.
Die Bank of America geht davon aus, dass der Benchmark S&P 500 bis Ende nächsten Jahres die 5.000-Marke erreichen kann, da die Wall Street bereits einen Punkt "maximaler makroökonomischer Unsicherheit" überschritten hat.
Analyst Derek Harris schrieb in einer Mitteilung vom Freitag, dass die Märkte bereits "erhebliche geopolitische Schocks verkraftet" hätten und dass die Federal Reserve bisher durch Zinserhöhungen im Jahr 2023 erheblich dazu beigetragen habe, die Inflation einzudämmen.