Immer etwas Pulver trocken halten, lautet oft ein Ratschlag an Privatanleger. Bei den Profis sieht die Sache dagegen in der Regel etwas anders aus. Da ist es keine Seltenheit, dass Fonds mit 80, 90 oder noch mehr Prozent ihres Kapitals in Aktien und Derivaten stecken. Schließlich bringt Geld an der Seitenlinie keine Rendite.
Etwas problematisch kann es werden, wenn zahlreiche Investoren einseitig investiert sind. Für eine Profi-Investoren-Gruppe könnte es nun langsam knapp werden – und das könnte wiederum Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben. Scott Rubner von Goldman Sachs hat jedenfalls am Mittwoch gewarnt, dass es seinen Daten zufolge bei den Commodity Trading Advisors eng wird. Klingt nach Rohstoffhändlern, aber es geht um Quant-Fonds, also professionelle Anleger, die am Aktienmarkt mit Computer-Programmen unterwegs sind und mathematisch begründet long und short investieren – beispielsweise mit Trendfolge-Modellen oder sogenannten Vola-Strategien.
Kaum Potenzial für Nachkäufe
Diese Quants haben laut Rubner im vergangenen Monat weltweit Aktien für insgesamt mehr als 170 Milliarden Dollar gekauft. Das soll der höchste Stand seit Anfang 2022 sein, berichtet Bloomberg. Rubner zufolge dürften die Quants daher in den kommenden Wochen tendenziell eher zu den Verkäufern zählen. „Die Käufer haben keine Munition mehr“, schrieb Rubner diese Woche seinen Kunden.
Rubner dürfte wissen, wovon er redet: Er beschäftigt sich seit 20 Jahren mit den Geldströmen an den Märkten. Rubner zufolge sind 4.130 Punkte beim S&P 500 potenziell eine entscheidende Marke. Sollte der Markt in den kommenden Wochen deutlich abrutschen, könnten laut Rubner von der Quant-Seite Aktienverkäufe in Höhe von bis zu 276 Milliarden Dollar drohen.
Bei einer Rally, also falls es an den Aktienmärkten demnächst deutlicher aufwärts gehen sollte, wären die Quants hingegen angesichts ihres derzeitigen Engagements auf der Long-Seite mit potenziellen Nachkäufen um die 25 Milliarden Dollar eher keine nennenswerte zusätzliche Verstärkung.