Nach einer Zinspause der US-Notenbank Fed am Vorabend hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation eine weitere Zinserhöhung beschlossen. Wie von den Volkswirten erwartet, haben die Währungshüter die Leitzinsen im Euroraum um 25 Basispunkte angehoben. Der Markt reagiert deshalb kaum auf die Nachricht.
Darüber hinaus hat die Notenbank die Projektionen für die Inflationsrate im Euroraum erhöht. Für dieses Jahr wird eine Teuerungsrate von 5,4 Prozent erwartet, nach 5,3 Prozent zuvor. Auch für die nächsten beiden Jahren wurden die Erwartungen um zehn Basispunkte nach oben angepasst.
Die Wirtschaftsleistung im Euroraum soll 2023 um 0,9 Prozent zunehmen. 2024 wird ein Wachstum von 1,5 Prozent, 2025 eines von 1,6 Prozent in Aussicht gestellt.
Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, steigt damit auf 4,0 Prozent. Einen höheren Stand gab es zuletzt zu Beginn der weltweiten Finanzkrise Anfang Oktober 2008 mit damals 4,25 Prozent. Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig 3,50 Prozent Zinsen, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte.
Der DAX reagiert mit leichten Abschlägen auf die Zinsanhebung und notiert knapp unter 16.200. Bereits vor der Zinsentscheidung hatte der deutsche Leitindex rund 100 Zähler im Minus gelegen.
Der Euro steigt in Aussicht weiterer Zinserhöhungen auf ein Tageshoch. Es ist anzunehmen, dass die EZB die Zinsen in den nächsten Monaten stärker anhebt als die Fed. Die Inflationsrate im Euroraum liegt auch noch etwas über der in den USA.
Der Aktienmarkt hat in den letzten Monaten erstaunlich gelassen auf die zahlreichen Zinserhöhungen der Notenbanken reagiert. Auch die heutige Entscheidung lässt die meisten Anleger kalt. Es ist daher davon auszugehen, dass bald neue Höchststände erreicht werden.