Enttäuschend ausgefallene Verbraucherpreis-Daten haben dem jüngsten Rekordrausch am US-Aktienmarkt am Dienstag ein jähes Ende bereitet. Die Aktien-Anleger wurden auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Die Daten befeuerten Sorgen am Markt, dass die erhoffte geldpolitische Kehrtwende der US-Notenbank doch länger auf sich warten lassen könnte.
Der von Tech-Aktien dominierte Nasdaq 100, der am Vortag noch erstmals über die Marke von 18.000 Punkten geklettert war, zollte seinem zuletzt starken Lauf Tribut und verlor 1,6 Prozent auf 17.600 Punkte. Bereits am Vortag hatte die Rekordmarke bis zum Handelsschluss nicht gehalten.
Für den Leitindex Dow Jones Industrial ging es am Dienstag um 1,35 Prozent auf 38.272 Zähler bergab. Der marktbreite S&P 500 sank wieder unter die viel beachtete 5.000-Punkte-Marke und ging mit minus 1,4 Prozent auf 4.953 Zähler in den Feierabend.
In den USA hatte sich der Preisauftrieb im Januar nicht so stark abgeschwächt wie erwartet. Die Verbraucherpreise in den USA stiegen im vergangenen Monat um 3,1 Prozent im Vergleich zum Januar 2023, nach 3,4 Prozent im Dezember. Analysten hatten zuvor mit 2,9 Prozent gerechnet.
Für jene Marktakteure, die auf rasch sinkende Zinsen setzen, ist das eine schlechte Nachricht. Denn mit der Idee sinkender Zinsen verbinden die Anleger die Hoffnung auf eine Erleichterung für die Unternehmen und die Wirtschaft. Baldige rasche und deutliche Zinssenkungen werden immer unwahrscheinlicher. Notenbanker der Fed hatten allerdings zuletzt bereits allzu hochgesteckte Erwartungen mit Verweis auf die ungewisse Inflationsentwicklung gedämpft.
Einziger Dow-Jones-Wert im Plus war Walt Disney, die ein Tagesplus von gut ein Prozent auf 110,48 Dollar verteidigten. Auch unter den Tech-Werten gab es Lichtblicke. Getrieben vom KI-Boom und neuen Rekordständen bei dessen wichtigsten Protagonisten wie Nvidia, ARM Holdings oder Applied Materials schnupperten die Techwerte zuletzt immer neue Höhenluft. Die drei genannten Aktien schlossen heute jedoch mit Verlusten. Nvidia gaben bescheidene 0,2 Prozent nach, Applied Materials um 2,8 Prozent und ARM um 19,5.
Ihren Höhenflug fortsetzen kann jedoch Super Micro Computer. Der Wert schloss mit einem Tagesplus von 2,4 Prozent.
Unter Druck gerieten im Verlauf die Papiere von Coca-Cola. Nach anfänglichen Kursgewinnen verloren sie zuletzt 0,6 Prozent auf 59,35 Dollar. Quartalszahlen und Ausblick des Getränkeherstellers waren zunächst gut angekommen. Das Dow-Jones-Unternehmen hatte im vierten Quartal von Preiserhöhungen profitiert. Disney-Chef James Quincey erwartet nun aber, dass die Getränkepreise nachgeben werden.
Der US-Flugzeugbauer Boeing lieferte im Januar 27 Jets an seine Kunden aus. Zugleich erhielt er Bestellungen für drei Flugzeuge, verlor aber auch gleichzeitig Aufträge in derselben Höhe. Die Papiere verloren 2,4 Prozent.
Bei der Luftfahrtgesellschaft JetBlue Airways sorgt der Einstieg von Carl Icahn für Fantasie, der Kurs schnellte um mehr als 20 Prozent nach oben. Der aktivistische Investor hatte Jetblue als unterbewertet bezeichnet.
Auf wenig Begeisterung traf der Quartalsbericht des Pharma-Herstellers Biogen, auch der Ausblick enttäuschte. Der gesamte Konzernerlös sank um drei Prozent auf gut 9,8 Milliarden Dollar. Analysten hatten sich im Durchschnitt etwas mehr erhofft.Die Aktien sanken um 7,4 Prozent.
Das Reiseportal Tripadvisor bereitet sich auf eine eventuelle Übernahme vor. Nachdem der Verwaltungsrat des größten Aktionärs Liberty Tripadvisor entsprechende Gespräche genehmigt hatte, wird nun ein Sonderkomitee für die Begutachtung etwaiger Offerten gebildet. Diese Nachrichten reichten für einen Kurssprung von mehr als 13 Prozent.
Ein in der Türkei erfolgter Erdrutsch in einer Goldmine des US-Unternehmens SSR Mining ließ dessen Aktien um mehr als 50 Prozent abstürzen. Auf dem Gelände der Mine werden mehrere Menschen vermisst.
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(Mit Material von dpa-AFX)