Vor den entscheidenden Abstimmungen über das milliardenschwere Finanzpaket in Deutschland sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt zuversichtlich geblieben. Am Montag stieg der DAX um 0,73 Prozent auf 23.155 Punkte. Damit stand der Leitindex so hoch wie zuletzt vor einer Woche, behielt grundsätzlich aber seinen jüngsten Seitwärtstrend zwischen den Tiefs bei gut 22.200 Zählern und dem Rekordhoch von 23.475 Punkten bei.
Besonders gefragt waren Aktien aus der zweiten und dritten Börsenreihe in Deutschland. Der MDAX legte um 1,20 Prozent auf 29.513 Punkte zu. Für den SDAX ging es sogar um 2,79 Prozent nach oben auf ein Hoch seit Januar 2022.
„Am Dienstag entscheidet sich, ob der deutsche Milliarden-Wumms gezündet wird – oder doch als Blindgänger endet“, kommentierten die Experten von Index-Radar mit Blick auf die anstehende Abstimmung über das Finanzpaket im Bundestag. Der Markt habe die Fantasie eines gigantischen Konjunkturprogramms längst eingepreist. Bleibe die politische Absegnung aus, drohten daher turbulente Tage. Am Freitag muss außerdem noch der Bundesrat dem Paket zustimmen.
Ansonsten positionierten sich die Anleger international bereits für die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwoch. Da dürfte die Fed allerdings noch keine Zinsänderung vornehmen. „Angetrieben werden die Kurse von aufflackernden Zinssenkungsfantasien nach den jüngsten Makro-Daten“, kommentierte Marktbeobachter Andreas Lipkow. Enttäuschende Einzelhandelsdaten aus den USA untermauerten laut dem Helaba-Ökonomen Ralf Umlauf die Erwartungen einer zukünftigen geldpolitischen Lockerung.
Rüstung und Energie gefragt
Im Rüstungssektor blieb der Optimismus ungebrochen. Angetrieben von voraussichtlich drastisch steigenden Verteidigungsausgaben in Europa überwanden die Aktien von Rheinmetall erstmals die Marke von 1.400 Euro. Anleger ließen es dann aber etwas langsamer angehen und die Papiere gaben ihre Gewinne wieder ab. Neue Bestmarken feierten außerdem Hensoldt und Renk.
Anleger suchen inzwischen nach weiteren Profiteuren des Rüstungsbooms. So werden die Brennstoffzellen von SFC Energy auch militärisch genutzt, was die Aktien des SDAX-Konzerns 13,2 Prozent nach oben trieb. Bei der Investorengesellschaft Mutares ging die Kursrally wegen der Beteiligung an dem österreichischen Unternehmen Steyr Motors weiter, dessen Aktie seit Tagen wegen der Rüstungsfantasie kräftig steigt.
Neben Rüstungsausgaben sieht das Finanzpaket auch Investitionen in die Infrastruktur vor, außerdem sollen zusätzliche Milliarden in den Klimaschutz fließen. Unter den Anbietern aus dem Segment erneuerbarer Energien fiel deshalb vor allem der Projektentwickler Energiekontor mit einem Kurssprung von 13,2 Prozent positiv auf. Die Aktie von Siemens Energy stieg 2,7 Prozent.
Im Immobiliensektor sorgt die gewaltige Schuldenaufnahme für die milliardenschweren Investitionen in Deutschland jedoch für Bedenken, da sie die Zinsen nach oben treiben kann. Vonovia wurde von Abstufungen durch die Analysten der Deutschen Bank und Bernstein Research um 0,3 Prozent nach unten gezogen. Deutsche-Bank-Analyst Thomas Rothäusler wird vorsichtiger wegen der Zinssensibilität der Branche.
VW im Fokus
Im Autosektor stand der Volkswagen-Konzernverbund im Fokus, nachdem die Porsche SE ihre VW-Beteiligung vorerst unverändert lassen will. Die Holding reagierte am Wochenende mit einem Dementi auf Spekulationen über einen Teilverkauf der Volkswagen-Aktien. Für VW und die Porsche SE ging es um jeweils 0,6 Prozent nach oben. Die Aktie des verflochtenen Sportwagenbauers Porsche AG kletterte 1,1 Prozent höher.
Deals stehen im Raum
Nach Berichten über einen näher rückenden Deal mit der US-Investmentgesellschaft General Atlantic zog die Aktie von ProSiebenSat.1 um 8,5 Prozent an. Dabei geht es um einen möglichen Einstieg von General Atlantik via Wandelanleihe. Der ProSiebenSat.1-Aufsichtsrat will einen im Raum stehenden Deal aber nochmals überarbeiten lassen.
Ein angebliches Übernahmeangebot für Gerresheimer ließ die Aktie des Verpackungsherstellers um 4,2 Prozent auf 80,20 Euro steigen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf Insider, dass ein Konsortium um die Beteiligungsgesellschaften Warburg Pincus und KKR eine unverbindliche Offerte über fast 90 Euro je Aktie für Gerresheimer abgegeben habe.
Enthält Material von dpa-AFX
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