Nach dem Kursrutsch zur Wochenmitte – der DAX verlor am Mittwoch 1,03 Prozent oder 156 Zähler – gibt es auch am Donnerstag Verluste. Sorgen bereitet der jüngste Anstieg der Anleiherenditen, was die Attraktivität von Aktien schmälert. Es droht sogar ein Abrutschen unter die wichtige Marke von 15.000 und in der Folge unter das Monatstief von 14.948.
"Die Stimmung ist überall schlecht", sagt Marktanalyst Stephen Innes von SPI Asset Management. Die asiatischen Börsen folgten der bereits schwachen Wall Street – dominiert von Zinssorgen und der Angst vor einer weiteren Eskalation in Nahost. Zudem seien die Immobilienpreise in China so stark gefallen wie seit einem Jahr nicht, was die Wirksamkeit von Stützungsmaßnahmen der Regierung infrage stelle.
Aktuelle Marktdaten zeigten auch, dass chinesische Anleger in großem Stil US-Anleihen und Aktien verkaufen. US-Anleiherenditen erhielten dadurch einen neuen Schub, was tendenziell die Attraktivität von Aktien schmälert.
Mit SAP und Deutsche Börse haben am Mittwochabend zwei DAX-Unternehmen Quartalszahlen vorgelegt. Der Softwarekonzern berichtete über ein starkes Wachstum im Zukunftsgeschäft in der Cloud und bestätigte seine Jahresziele. Die Walldorfer hätten besser abgeschnitten als von ihm befürchtet, kommentierte Jefferies-Analyst Charles Brennan. Knut Woller von der Baader Bank sah das operative Ergebnis dank des starken Lizenzgeschäfts über den Erwartungen – einzig die Cloud-Erlöse hätten ein wenig enttäuscht. Die Aktien legten daraufhin vorbörslich zu.
Bei der Deutschen Börse laufen die Geschäfte unter anderem dank der hohen Zinsen weiter gut. Da zudem die Übernahme von Simcorp unter Dach und Fach ist, erhöhte der Konzern erneut die Prognose. Die damit verbundenen Sonderkosten hätten allerdings dafür gesorgt, dass die Quartalsergebnisse hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien, hieß es aus dem Markt. Berenberg-Analyst Peter Richardson senkte deshalb auch seine kurzfristigen Schätzungen für das Ergebnis je Aktie – er erwartet erst ab 2025 einen Gewinnbeitrag der Akquisition.
Der Labor- und Pharmazulieferer Sartorius hat heute Morgen die endgültigen Q§-Zahlen veröffentlicht. Wegen der anhaltend gedämpften Investitionslaune seiner Kunden ist der Gewinn deutlich zurückgegangen. Sartorius hatte bereits in der vergangenen Woche die Prognosen für das laufende Jahr gesenkt, unter anderem weil der Lagerbestandsabbau in den Abnehmerbranchen sich länger hinzieht als gedacht.
DER AKTIONÄR blickt am Morgen ferner auf Munich Re, Siemens und Merck. Letzterer hat die Mittelfristziele bestätigt.
(mit Material von dpa-AFX)