Inflationsängste und steigende US-Zinsen sorgten zuletzt für Druck auch auf deutsche Aktien, Hoffnungen auf Impfstoff-Erfolge und eine weitere Wirtschaftserholung sorgten hingegen für Kauflaune. Wie ein Flummi sprangen DAX und Co zuletzt auf und ab. Das könnte sich in der neuen Woche noch fortsetzen. Der Wochenausblick.
Am Freitag ging der DAX auf Xetra bei 13.920 Zählern ins Wochenende. Selbst überraschend starke US-Arbeitsmarktzahlen konnten die überwiegend negative Stimmung nur kurzzeitig drehen. In der abgelaufenen Woche legte der Leitindex dennoch um ein Prozent zu. Im Late-Handel kletterte der DAX jedoch wieder über die 14.000-Punkte-Marke. Der Broker IG taxierte den Leitindex am Sonntag-Morgen bei 14.100 Zählern.
Stützend wirken könnte auch hierzulande, dass der US-Senat am Samstag-Abend dem von Präsident Joe Biden vorgeschlagenen neuen Konjunkturpaket zur Bewältigung der Corona-Krise zugestimmt hat. Das Maßnahmenbündel im Umfang von rund 1,9 Billionen US-Dollar (rund 1,6 Billionen Euro) muss nun nochmals im Repräsentantenhaus verhandelt werden, was aber als Formsache gilt.
Auch der Blick auf den Xetra-DAX-Chart sieht nicht schlecht aus. Sollte die 50-Tage-Linie bei 13.877 Punkten kurzfristig verteidigt werden, sollte ein neues Rekordhoch über 14.197 Punkten nicht lange auf sich warten lassen.
"Die Inflationssorgen dies- und jenseits des Atlantiks bleiben Dreh- und Angelpunkt an den globalen Aktienmärkten und halten Anleger bei der Stange, bemerkte Marktanalyst Timo Emden von Emden Research am Freitag. Auch jüngste Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell hätten die Gemüter am Freitag zunächst nicht beruhigen können.
Chris-Oliver Schickentanz, Chef-Anlagestratege der Commerzbank, ist jedoch vorsichtig optimistisch. "Nach einer negativen Woche sind die Märkte leicht überverkauft, was für eine Stabilisierung sprechen könnte. Besonders, wenn die Notenbanken sich zu klaren Äußerungen hinsichtlich eines fortgesetzt offensiven Kurses hinreißen lassen", glaubt er.
Aus Sicht von Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck, steht die Sorge um stärker steigende Zinsen weiter im Anleger-Fokus. Er erwartet jedoch, dass die Europäische Zentralbank (EZB) alles daran setzen wird, deutliche Zinsanstiege zu verhindern. Für Aktienmärkte sind steigende Zinsen – wie jüngst der Fall – eine Gefahr, weil damit Anleihen als Anlagealternative wieder interessanter werden und Gelder aus Aktien abgezogen werden könnten.
EZB-Entscheidung am Donnerstag
Der geldpolitischen Entscheidungen der EZB stehen am Donnerstag somit besonders im Fokus der Anleger. Sie werden genau hinhören, was die Präsidentin Christine Lagarde zu sagen hat. Zumal der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, gerade erst die Märkte vor den Kopf gestoßen hatte mit nur sehr vorsichtigen Äußerungen zum starken Anstieg der Kapitalmarktzinsen, woraufhin die Börsen prompt wieder negativ reagiert hatten.
Für Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), ist das Reflationierungsszenario - eine boomende Konjunktur begleitet von Preissteigerungen - das Hauptthema an den Märkten. "Für die Aktionäre bedeutet dies: 'Super-Growth'-Aktien, also Unternehmen, die in ihrer hohen Bewertung eine rosige Zukunft vorwegnehmen, haben es zur Zeit schwer", sagte der Experte.
Am anderen Ende der Risikoskala seien Anleger derzeit besser aufgehoben, denn werthaltige Aktien profitierten vom Reflationierungsthema. Derzeit erschienen etwa dividendenstarke Versicherer und Energietitel attraktiv - "zumindest so lange, bis der Sturm an den Rentenmärkten wieder abebbt", so Burkert.
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Nochmals viele Jahreszahlen – vor allem von Nebenwerten
Die Berichtssaison der Unternehmen neigt sich dem Ende zu. In der neuen Woche werden aus dem deutschen Leitindex DAX nur noch drei über ihre Geschäftsentwicklung berichten. Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental sowie die Deutsche Post melden ihre Zahlen beide am Dienstag. Am Mittwoch berichtet der Sportartikel-Hersteller Adidas noch seine Jahreszahlen.
Quartals- bzw. Jahreszahlen kommen in der neuen Woche außerdem unter anderem von folgenden Unternehmen: Aurelius, Hannover Rück, Hugo Boss, JustEat Takeaway, K+S, Klöckner & Co, Lanxess, RTL, Symrise und Traton.
Neben der EZB-Sitzung stehen aus konjunktureller Sicht die Zahlen zur Industrieproduktion in der Eurozone insgesamt und in großen Mitgliedsländern verstärkt im Blick. In den USA dürften Inflationszahlen große Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Deutsche Börse korrigiert SDAX-Aufrücker
Noch ein Blick in die übernächste Woche: Im Kleinwerte-Segment SDAX kommt es zu größeren Änderungen als zunächst geplant. So gibt es mit der SGL Carbon zum 22. März einen weiteren Aufsteiger, raus fällt im Gegenzug die Deutsche Beteiligungs AG. Die Deutsche Börse korrigierte damit am Samstag ihre Pressemitteilung vom vergangenen Mittwoch, als die für März anstehenden Index-Änderungen bekanntgegeben wurden. Alle anderen Wechsel in DAX, MDAX, SDAX oder TecDAX seien nicht betroffen. (Mit Material von dpa-AFX)
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