Die Nervosität einiger Anleger um die Lage des Finanzsystem dürfte auch in der neuen Woche das Geschehen beeinflussen. Kommt es zu einem weiteren Vertrauensverlust im Bankensektor? Und wie manövriert die US-Notenbank Fed mit ihrer Geldpolitik durch die schwierigen Zeiten? Einige Nebenwerte bringen zudem noch ihre detaillierten Jahreszahlen. Der Wochenausblick.
Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Bankenkrise und der Geldpolitik haben den deutschen Aktienmarkt zuletzt belastet. Der DAX rutschte nach stark schwankendem Wochenverlauf am Freitag wieder unter die psychologisch wichtige 15.000-Punkte-Marke und verlor letztlich 1,7 Prozent auf 14.957 Punkte. Die Wochenbilanz des deutschen Leitindex war jedoch mit plus 1,3 Prozent am Ende positiv.
Mit der freundlichen Wall Street stiegen am Freitag-Abend auch in Deutschland viele Kurse nachbörslich ein wenig. Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Sonntag-Morgen nun bei etwa 15.010 Punkten.
Bei den Anlegern steht derzeit vor allem die Frage im Raum, wie es um die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed bestellt ist. Laut dem Marktbeobachter Timo Emden stochern Anleger dabei offensichtlich im Nebel. Die Spekulationen reichen von mehr Zinserhöhungen über eine Zinspause bis hin zu baldigen Zinssenkungen.
Leerverkäufer verdienen an Talfahrt der Bank-Aktien
Die Unsicherheit bleibt vor allem im Bankensektor wegen der jüngsten Turbulenzen um die Credit Suisse und einigen US-Regionalbanken hoch. Die Titel der Deutschen Bank sackten zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit Oktober.
Leerverkäufer haben derweil mit Wetten gegen die Kurse von Bank-Aktien zuletzt kräftig verdient. Am meisten profitieren Shortseller mit ihren Wetten gegen die französische Großbank BNP Paribas: Der Gewinn der Leerverkäufer belief sich alleine zwischen Anfang und Mitte März 2023 auf 375 Millionen US-Dollar. Beträchtliche Wetten gab es neben Credit Suisse auch gegen Unicredit, Société Générale und HSBC Holdings.
Wetten gegen die Deutsche Bank
Mit Wetten gegen die Deutsche-Bank-Aktie haben die Shortseller Gewinne von über 100 Millionen Dollar erzielt, hieß es bei Reuters unter Berufung auf das Finanzdaten-Unternehmen Ortex am Freitag. Laut Ortex hat sich das Short-Interesse an den in Europa und den USA notierten Aktien der Deutschen Bank seit Anfang März auf 360 Millionen Dollar verdoppelt.
Ob gezielt negative Meldungen zu Banken forciert wurden, konnten Marktteilnehmer nicht bestätigen. Fakt ist jedoch: Anders als die gefallene Credit Suisse hat die Deutsche Bank viele Risiken gemindert.
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Immerhin zeigten sich Experten mehr oder weniger überrascht, wie robust sich die Aktienmärkte angesichts der jüngsten Bankenprobleme sowie Leitzinserhöhungen dies- und jenseits des Atlantik zuletzt präsentiert hatten.
Die Commerzbank-Analysten Andreas Hürkamp und André Sadowsky verwiesen dabei auf unerwartet gute Unternehmenszahlen, teilweise üppige Dividenden, eine sich relativ robust entwickelnde globale Konjunktur und die Hoffnung auf ein sinkendes Zinserhöhungstempo der Zentralbanken als Unterstützungsfaktoren. Hürkamp und Sadowsky sehen den Finanzsektor auch in der neuen Woche im Anleger-Fokus angesichts einer Anhörung vor dem US-Senat zur Schieflage einiger Regionalbanken.
Weiterhin hohe Kursschwankungen erwartet
Analyst Daniel Schär von der Weberbank rechnet nach dem starken Jahresauftakt an den Börsen nun mit einer Phase, in der Risiken wieder differenzierter bepreist werden und höhere Kursschwankungen mit sich bringen. Zuletzt sei es zu einer stark stimmungsgetriebenen Neubewertung von Substanz- und Wachstumsaktien gekommen. "Während Substanzwerte, die stark im Finanz- und Energiesektor zu finden waren, unter Druck standen, erfuhren Wachstumsaktien durch die Hoffnung auf eine weniger restriktive Notenbankpolitik eine Aufwertung", stellte Schär fest.
Aktienstratege Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sieht den Bankensektor derzeit weit besser aufgestellt als zur Finanzkrise. Er schließt aber nicht aus, dass nach der Credit Suisse demnächst ein weiteres Geldinstitut Probleme bekommen könnte.
"Dabei versuchen die wichtigsten Notenbanken zwar einerseits die Finanzstabilität möglichst sicherzustellen, geben andererseits jedoch dem Kampf gegen die Inflation weiterhin den Vorrang über den Schutz der Konjunktur", bemerkte Streich. Die jüngsten Wirrungen an den Aktienmärkten betrachtet er als "temporären Betriebsunfall" und erwartet daraus für die künftige konjunkturelle Entwicklung eher keine negativen Konsequenzen.
Blick auf Konjunkturdaten
Aus konjunktureller Sicht dürfte in der neuen Woche der Ifo-Geschäftsklimaindex am Montag mit Argusaugen beobachtet werden, der mehr oder weniger stabil zum Vormonat erwartet wird. Auch das Thema Inflation sollte den Commerzbank-Experten Hürkamp und Sadowsky zufolge auf dem Radarschirm der Investoren bleiben. Am Freitag steht die Bekanntgabe der Verbraucherpreise für März im Euroraum auf der Agenda. Dabei erwarten Hürkamp und Sadowsky einen deutlichen Rückgang von 8,5 Prozent im Vormonat auf 6,8 Prozent. Für die Kerninflation (etwa ohne die volatilen Energiepreise) rechnen sie jedoch mit einem unverändert hohen Niveau von 5,6 Prozent.
Von größerem Interesse sollte die Veröffentlichung des chinesischen Einkaufsmanager-Index für die Industrie am Freitag sein, von dem sich Experten nochmals eine leichte Verbesserung erwarten.
Weitere Jahreszahlen aus der zweiten und dritten Reihe
Auch noch einige Unternehmenszahlen stehen an. So melden etwa Aroundtown, BioNTech, Dermapharm, Deutsche Pfandbriefbank, Eckert & Ziegler, ElringKlinger, Encavis, Evotec, Jenoptik, Jungheinrich, Knaus Tabbert, PNE, Rational, Salzgitter, SMA Solar, Süss Microtec und va-Q-tec ihre (detaillierten) Jahreszahlen.
Apropos Nebenwerte: Für 2023 hat Aktien-Experte Lars Winter viele interessante Small und Mid Caps auf der Watchlist, die er in seinem neuen Börsendienst ab dem 29. März 2023 seiner Leserschaft verrät. Hier erfahren Sie mehr zum neuen 'Lars Winter Report'.
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(Mit Material von dpa-AFX)