Was für ein Tag! Donald Trump hatte vor zwei Wochen neue Strafzölle gegen China angekündigt. Das Reich der Mitte rächt sich nun und kündigte neue Maßnahmen an. An den Aktienmärkten sorgte das für erste Verkäufe. Nach versöhnlichen Worten von US-Notenbank-Chef Jerome Powell erholten sich viele Kurse wieder. Doch dann twitterte Donald Trump...
China hat am Freitag-Nachmittag angekündigt, neue Zölle für US-Waren im Wert von 75 Milliarden US-Dollar als Vergeltung für die angekündigten US-Strafzölle auf US-Waren zu erheben. Der chinesische Staatsrat erklärte, in zwei Schritten ab 1. September und ab 15. Dezember Zölle zwischen fünf und zehn Prozent auf verschiedene US-Produkte zu erheben. Unter anderem Sojabohnen und Erdöl-Importe werden nun teurer.
Schwer wiegt die Ankündiung, dass ab Mitte Dezember auch auf US-amerikanische Autos ein Strafzoll von 25 Prozent erhoben werden soll. Autoteile und -Komponenten sollen mit zusätzlichen Zöllen in Höhe von fünf Prozent belegt werden. China hatte diese Tarife im April ausgesetzt.
Die Vergeltungszölle kommen, nachdem Präsident Donald Trump Anfang August überraschend den Waffenstillstand beendet hatte und Zölle auf weitere chinesische Waren im Wert von 300 Milliarden US-Dollar ankündigte. Einige dieser Strafzölle wurden bis Dezember ausgesetzt, um das Weihnachtsgeschäft nicht zu belasten.
"Die chinesische Seite hofft, dass die USA weiterhin dem Konsens des Osaka-Treffens folgen, auf den richtigen Weg der Konsultationen zurückzukehren und intensiv mit China zusammenzuarbeiten, um das Ziel der Beendigung der Handelsstörungen zu erreichen", hieß es in einer Meldung aus Peking.
Die USA blieben zunächst gelassen. Der Handelsberater des Weißen Hauses, Peter Navarro, glaubt nicht, dass der Handelskrieg in China höhere Preise oder eine langsamere Wirtschaft in den Vereinigten Staaten verursachen werde.
"Wir haben diese Zölle schon sehr lange. China trägt die gesamte Last, indem es die Preise senkt, ihre Währung abwertet und die Lieferkette zum Rest der Welt und zurück nach Amerika verlagert“, sagte Navarro in einem Interview mit Fox Business Network. Das sei gut für Amerika. Und weiter: "Die Verhandlungen werden wie bisher fortgesetzt. Sie werden hinter verschlossenen Türen geführt."
Die US-Futures gingen vorbörslich dennoch auf Tauchkurs, DAX und Co. knickten ebenfalls ein. Am späten Nachmittag sah es wieder besser aus. US-Notenbankchef Jerome Powell hatte in Jackson Hole gesprochen. Demnach sieht er zwar "signifikante Risiken" für die amerikanische Wirtschaft. Insgesamt befinde sich die Wirtschaft aber in einem günstigen Zustand, sagte Powell auf der renommierten Notenbank-Konferenz in Jackson Hole. Man sei notfalls bereit alle Instrumente zu nutzen, um die Wirtschaft zu stützen.
Doch dann setzte Trump zu einer Twitter-Tirade an:
Total erbost schrieb er: "Unser Land hat über viele Jahre dummerweise Billionen Dollar mit China verloren. Sie haben unser geistiges Eigentum im Wert von Hunderten von Milliarden Dollar pro Jahr gestohlen und wollen weitermachen. Ich werde das nicht zulassen! Wir brauchen China nicht..." Und weiter: "Unsere großen amerikanischen Unternehmen werden hiermit angewiesen, sofort nach einer Alternative zu China zu suchen."
Update: In der Nacht zu Samstag - kurz vor seinem Abflug zum G7-Gipfel nach Biarritz - präzisierte Trump dann seine Vergeltung. Die US-Regierung wird sämtliche Strafzölle auf Importe aus China um jeweils fünf Prozentpunkte anheben, twitterte der US-Präsident.
Die Aktienkurse rauschten talwärts. Der Dow Jones hatte am Nachmittag noch die Marke von 26.300 Zählern überwunden und notierte im grünen Bereich. Bis zum Handelsschluss sackte der US-Leitindex dann aber um 2,4 Prozent ab auf 25.628 Punkte. Der DAX schloss bei 11.611 Zählern auf Tagestief - ein Minus von 1,2 Prozent. Im nachbörslichen Handel fiel der deutsche Leitindex bis auf 11.550 Punkte.
Dass China mit Gegenmaßnahmen reagieren würde, hatte man bereits angekündigt. Dass Trump nun wiederum darauf reagiert, erschüttert dann doch. Der DAX schloss leicht unter der charttechnisch bedeutsamen 200-Tage-Linie.
Das Wechselspiel zwischen den Streithähnen wird noch weiter gehen. Anleger sollten nach wie vor besonnen agieren und eher an Nachkauf ausgewählter Aktien als an Verkauf denken.