Die chinesische Regierung öffnet die geldpolitischen Schleusen. Mit einem Mix aus fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen will Peking die Konsumlaune ankurbeln und die Auswirkungen des schwelenden Handelskriegs mit den USA abfedern. Ein gefundenes Fressen für risikofreudige Anleger? Tatsächlich könnte auch der Bitcoin von der Geldschwemme profitieren.
Expansive Geldpolitik in großen Volkswirtschaften ging in der Vergangenheit häufig mit bullischen Trends auf den Kryptomärkten einher. Eine Studie von S&P Global zeigt, dass sowohl Aufwärts- als auch Abwärtstrends bei Kryptowährungen in Zeiten ultralockerer Geldpolitik und starker Straffung zu beobachten waren.
Besonders auffällig: Im September 2024 legte Bitcoin um 12,3 Prozent zu – eine der stärksten September-Performances der Kryptowährung. Dieser Anstieg fiel mit früheren chinesischen Stimulusmaßnahmen zusammen, darunter Zinssenkungen und eine Reduzierung der Mindestreservepflichten für Banken, um den Wohnungs- und Aktienmarkt zu stützen.
Ein Sprecher des Krypto-Unternehmens Nexo sieht hier klare Muster: „In der Vergangenheit, etwa 2015 und 2020, floss überschüssige Liquidität aus chinesischen Stimulusprogrammen oft in alternative Anlageklassen“, erklärte er gegenüber The Block. „Die aktuellen Maßnahmen könnten weltweit die Nachfrage nach Aktien und alternativen Assets wie Kryptowährungen ankurbeln.“ Doch er mahnt auch: Chinas strikte regulatorische Kontrollen schränken die direkte Teilhabe am Kryptomarkt ein. „Staatlich gestützte Alternativen oder klassische sichere Häfen wie Gold könnten einen Teil der Liquidität aufsaugen.“
Chinas Wirtschaft: Kein Boom, sondern langsames Wachstum
Im jährlichen Arbeitsbericht der Regierung gab China ein BIP-Wachstumsziel von fünf Prozent und ein Fiskaldefizit von vier Prozent des BIP bekannt. „China befindet sich in einem langsamen, positiven wirtschaftlichen Momentum – kein Boom“, kommentiert Aurelie Barthere, Principal Research Analyst bei Nansen. „Bislang haben chinesische Entwicklungen weniger Einfluss auf die Kryptomärkte als politische Veränderungen in den USA – trotz positiver Signale etwa bei KI-Investitionen.“
Globale Unsicherheit bremst Risikoanlagen
Analysten bleiben dennoch vorsichtig, was die Wertentwicklung von Risikoanlagen angeht. „Aus rein makroökonomischer Sicht hängt die Performance von Bitcoin stark von den globalen Wachstumserwartungen ab“, erklärt André Dragosch, European Head of Research bei Bitwise. „Diese Erwartungen wurden kürzlich wegen steigender Unsicherheiten durch Handelszölle nach unten korrigiert.“
Chinas Konjunkturspritzen könnten Bitcoin und anderen Krypto-Assets theoretisch Auftrieb geben. Ob die Liquidität tatsächlich in nennenswertem Umfang in den Kryptomarkt fließt, bleibt jedoch abzuwarten. Anleger bleiben an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.