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10.09.2023 Martin Mrowka

Ausblick: DAX im Klammergriff zwischen Korrektur-Angst und Zinshoffnungen

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DAX

Die schwächelnde Konjunktur Chinas, die anhaltenden Spannungen zwischen der Volksrepublik und den USA sowie die maue Konjunktur Europas halten auch viele deutsche Aktien im Klammergriff. Im besonderen Fokus steht die Sitzung der EZB am Donnerstag. Zinspause oder nochmals höhere Leitzinsen lautet die Frage. Der Wochenausblick.

Experten taxieren die Wahrscheinlichkeit, dass die Zentralbank auf eine weitere Zinserhöhung verzichtet, derzeit auf etwa 63 Prozent, schreibt Reuters. Bis zur EZB-Sitzung dürfte sich der DAX in seinem Bewegungsrahmen der vergangenen Monate bewegen. Seit Ende März stabilisiert er sich immer wieder bei etwa 15.500 Punkten, doch nach oben war nach dem Rekordhoch von Ende Juli zuletzt bei ungefähr 16.000 Punkten Schluss. 

Am Freitag orientierte sich der DAX wieder an das untere Ende dieser Spanne. Nach einem Tagestief bei 15.577 Zählern schloss der Leitindex auf Xetra dann bei 15.740 Punkten leicht im Plus. Auf Wochensicht ergibt sich dadurch ein Minus von 0,7 Prozent. 

DAX (WKN: 846900)

Bei Anlegern sind die mit Inflationsangst verbundenen Zinssorgen wieder stärker auf die Bildfläche zurückgekehrt und paaren sich gleichzeitig mit Konjunktur-Bedenken. Nicht nur in Deutschland trüben sich die Wachstumserwartungen ein. Laut dem Chefvolkswirt Carsten Mumm von der Privatbank Donner & Reuschel wird auch das globale Wachstum mit rund 3 Prozent in diesem und im kommenden Jahr im historischen Vergleich schwach ausfallen. Parallel falle nämlich China als "Lokomotive für die Weltwirtschaft" aus. 

Kursrutscher werden als Einstiegsgelegenheit gesehen

Daher dürfte sich der Markt mit der Richtungssuche weiter schwertun. Fallen größere Käufe aus, könnte der DAX nochmals die jüngsten Tiefen testen. Der gleitende 200-Tage-Durchschnitt bei knapp 15.500 Punkten sollte jedoch eine gute Unterstützung bieten. Ein nachhaltiger Rutsch darunter würde charttechnisch weiteres Abwärtspotenzial Richtung 15.000er-Marke nach sich ziehen. 

"Aus Sentiment-Sicht werden Kursrutscher als Einstiegsgelegenheit wahrgenommen, während Ausbrüche nach oben durch Gewinnmitnahmen ausgebremst werden", argumentierte der Marktexperte Robert Halver von der Baader Bank. "Grundsätzlich sind die Risiken bekannt und abgesichert", fuhr er fort. Erst wenn es Entlastung an den Problemfronten gebe, sei mit weitreichenderen Aufwärtsimpulsen zu rechnen. 

Pause oder weitere Erhöhung?

Wenn die EZB dann am Donnerstag tagt, geht der Donner & Reuschel-Experte Mumm davon aus, dass die Frage einer weiteren Zinsanhebung unter den Entscheidern ebenso intensiv diskutiert wird wie zuletzt unter Anlegern. Er verweist darauf, dass es unter den Währungshütern offensichtlich auch zunehmend Befürworter einer Zinserhöhungspause gebe. Die Notenbank steht wohl vor einer schwierigen Entscheidung. Wie es heißt, wird derzeit auch am Finanzmarkt von einer Mehrheit von einer Zinspause ausgegangen.

Mumm selbst rechnet allerdings mit einer weiteren Leitzinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte. Schließlich habe das Tempo, wie schnell die Inflation in der Eurozone sinkt, zuletzt deutlich abgenommen. Externe Faktoren wie stark gestiegene Rohölpreise untermauerten diese Tendenz. "EZB-Präsidentin Lagarde dürften daher die Gefahr einer zu frühen Beendigung der geldpolitischen Straffung als höher einstufen als die Gefahr, zu stark anzuheben und damit die Wirtschaft zu stark abzukühlen", sagte Mumm. 

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Ungünstiges Chance-Risiko-Verhältnis?

Auch für die LBBW ist eine Zinserhöhung keineswegs vom Tisch. "Eine solche würde auf einen ohnehin angeschlagenen Aktienmarkt treffen, der seinem schlechten September-Ruf bis dato gerecht wird", schrieben die Experten. Sie halten das Profil von Chancen und Risiken für Anleger derzeit für eher ungünstig. Zu den saisonal belastenden Aspekten sei zuletzt auch wieder das Thema Handelsbeziehungen zwischen China und USA verstärkend hinzugekommen.

Robert Greil von der Privatbank Merck Finck glaubt, dass die EZB nun die letzte Chance hat, um den Leitzins noch einmal um 0,25 Prozentpunkte anzuheben. "Sollte die EZB jetzt keine Zinsanhebung mehr beschließen, dürfte in diesem Zinszyklus auch keine weitere mehr kommen – es sei denn, die Inflation steigt wider Erwarten etwa wegen weiter steigender Energiekosten noch einmal deutlich an", betonte der Experte. Er rechnet aber ab September mit spürbar geringer ausfallenden Inflationsraten.

Doch die Agenda hat in den kommenden Handelstagen noch mehr zu bieten als den EZB-Entscheid. Vor allem werden hier von Experten die am Mittwoch und Donnerstag erwarteten Zahlen zur Inflation und den Einzelhandelsumsätzen aus den USA genannt. Laut der Helaba dürften diese mit darüber entscheiden, ob die US-Notenbank Fed "den Zinsgipfel auf dem Meeting am 20. September ausruft oder noch mal nachlegen wird". Gehofft wird auf Signale, die für mehr Zuversicht unter den Anlegern sorgen könnten. Und am Freitag ist 'Hexensabbat'. Dann tanzen im übertragenen Sinne in Frankfurt zum großen Verfallstag an der Börse die Hexen auf dem Parkett.

Apple-Event am Dienstag

Unternehmensseitig spricht die Agenda nicht dafür, dass ereignisreiche Tage bevorstehen. Mit Apple könnte eine Aktie, die auch ganze Märkte bewegen kann, am Dienstag ins Blickfeld rücken. Nach dem jüngsten Kursrutsch der Papiere dürften Anleger auf einem Produkt-Event besonders genau hinschauen, was der iPhone-Hersteller verkündet. Jefferies-Analyst Andrew Uerkwitz erwartet die Vorstellung des iPhone 15, aber ohne "Wow"-Faktor.

In Deutschland dürfte der Kunststoffkonzern Covestro im Fokus stehen. Das DAX-Unternehmen will mit Abu Dhabis staatlichem Ölkonzern Adnoc über dessen milliardenschweres Übernahmeangebot verhandeln. Der Vorstand wolle ergebnisoffene Gespräche mit der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) aufnehmen, teilte das Leverkusener Unternehmen am Freitag nach Börsenschluss in einer Pflichtveröffentlichung mit. Ob, in welcher Form und zu welchen Konditionen eine Vereinbarung zustande komme, sei offen, betonte das Unternehmen.

Adnoc hatte im Juni Insidern zufolge informell zunächst 55 Euro je Covestro-Aktie geboten und im Juli dann auf 57 Euro je Aktie erhöht, was bei dem Unternehmen aber keinen Anklang gefunden habe. Zuletzt hatte Adnoc gegenüber Covestro eine mögliche weitere Erhöhung auf 60 Euro je Aktie signalisiert. Der Deal hätte ein Volumen von 12,4 Milliarden Dollar. (Mit Material von dpa-AFX) 


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