Seit Wochen versucht sich der deutsche Leitindex an der Widerstandszone bei gut 13.300 Punkten. Rund um den November-Ultimo könnte es tatsächlich passieren. Ob sich der DAX dann im Rahmen einer Jahresendrallye noch weiter Richtung altem Allzeithoch bei 13.795 Zählern aufschwingt, wird von einigen Börsianern bezweifelt. Der Wochenausblick.
Die Hoffnung auf einen effektiven Wirkstoff gegen das Corona-Virus dürfte den deutschen Aktienmarkt Experten zufolge in der neuen Woche weiter stützen. Hinzu kommt die Aussicht auf einen Durchbruch bei den laufenden Brexit-Verhandlungen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien.
Am Freitag hat der DAX über der zuletzt schwer umkämpften Marke von 13.300 Punkten geschlossen. Dank des leichten Rückenwindes von der tonangebenden Wall Street schloss der deutsche Leitindex letztlich 0,4 Prozent höher bei 13.335 Punkten, nachdem er zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit Anfang September geklettert war. Auf Wochensicht ergibt sich für den DAX ein Plus von 1,5 Prozent. Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Sonntag-Morgen mit 13.375 Punkten noch etwas höher.
Anleger sollten jedoch auf der Hut sein: Angesichts der zuletzt deutlichen Kursanstiege könnte der DAX bei negativen Nachrichten zur Pandemie schnell wieder unter Druck geraten.
Analystin: "Optimismus breitet sich aus"
Aktuell aber stehen die Börsenampeln erst einmal weiter auf grün: "Optimismus breitet sich aus", schrieb Analystin Claudia Windt von der Landesbank Heleba. Zuletzt beflügelten in den USA und auch weltweit die Perspektive einer geregelten Amtsübergabe an den gewählten Präsidenten Joe Biden sowie die Vorstellung erster Kabinettsmitglieder wie der ehemaligen Notenbank-Chefin Janet Yellen als erste Finanzministerin in der Geschichte der USA die Fantasie der Börsianer.
Windt gab aber auch zugleich zu bedenken: "Es braucht schon eine gehörige Portion Zuversicht, um dem aktuellen Infektionsgeschehen in Deutschland, der Verlängerung des Teil-Lockdowns und den damit verbundenen konjunkturellen Beeinträchtigungen im laufenden Quartal etwas Positives abzugewinnen."
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Vorgeschmack auf eine Sektorrotation
Gleichwohl seien die jüngsten Nachrichten zu vielversprechenden Impfstoff-Kandidaten ein "Game-Changer" für den Aktienmarkt, sagten die Experten der DZ Bank. Dadurch steige die Wahrscheinlichkeit, dass die Welt in den kommenden Monaten zur Normalität zurückkehren werde. Bislang konnten besonders diejenigen Aktien von den Impfstoff-Nachrichten profitieren, die zuvor erheblich verloren hatten. Diese Kursreaktion ist aus Sicht der Experten ein Vorgeschmack auf eine Sektorrotation, die die Anleger auf dem Weg in Richtung Normalität begleiten dürfte.
Vor diesem Hintergrund habe sich das charttechnische Bild für den deutschen Leitindex zuletzt aufgehellt, sagte Experte Andreas Büchler von Index-Radar: "Der DAX robbt nun schon seit Tagen zögerlich immer wieder von unten an die markante kurzfristige Verkaufszone der Vormonate um 13.400 und 13.450 Punkte heran."
Stärkere Abverkäufe ausgeblieben
Im Gegensatz zu vergangenen Anläufen aber seien stärkere Abverkäufe nach diesen Annäherungsversuchen bislang ausgeblieben, was Büchler als Stärkezeichen wertete. An schwachen Tagen sei zuletzt sogar bereits an der 13.000er-Marke wieder eine frühe Stabilisierung möglich gewesen. "Ein Ausbruch nach oben ist damit wahrscheinlicher", resümierte der Fachmann.
Marktanalyst Thomas Altmann von QC Partners aber warnte zugleich: "Nach der langen Gewinnserie sollten die Anleger das Risiko von Rückschlägen nicht unterschätzen. Die Börsen aktuell als heiß gelaufen zu bezeichnen, ist sicherlich keine Übertreibung."
Wichtige Stimmungsindikatoren voraus
In der neuen Woche jedoch stünden für die Anleger erst einmal einige Konjunkturdaten im Fokus, sagte Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck. Der Experte wies vor allem auf die ISM-Einkaufsmanager-Berichte für November am Dienstag und Donnerstag als wichtige Stimmungsindikatoren für die US-Wirtschaft hin. Die neue Woche endet dann am Freitag mit dem viel beachteten, monatlichen Arbeitsmarktbericht. Aber auch in China würden bis Donnerstag alle wichtigen Einkaufsmanagerindizes für den auslaufenden Monat publiziert.
Hierzulande richtet sich die Aufmerksamkeit am Donnerstagabend auf die kleineren Aktien. Dann entscheidet die Deutsche Börse, welche Unternehmen den Nebenwerte-Index SDAX verlassen müssen und neu aufgenommen werden. Die Corona-Pandemie hat zwar die Börsen insgesamt schwer getroffen, doch es gibt auch einige Krisengewinner. Der Online-Handel sowie das Geschäft rund um die Virusbekämpfung boomen, und so klopfen bereits von dieser Seite her einige Unternehmen an die Eingangspforte des Nebenwerte-Index.
Siemens Energy bald im MDAX
Zudem werden angesichts der erwarteten Aufnahme des Ende September an die Börse gegangenen Energieunternehmens Siemens Energy in den MDAX auch der Leasings-Spezialist Grenke oder die Aareal Bank als mögliche Absteiger aus dem Index für mittelgroße Werte einen Platz im SDAX erhalten. Hier läuft ein heißes Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem aktuellen Daten zufolge Grenke das Nachsehen haben dürfte. (Mit Material von dpa-AFX)
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