Aus der aktuellen Ausgabe von Maydorns Meinung: Sicherlich wissen Sie, dass ich eher skeptisch bin, was die Chancen von Wasserstoff bzw. der Brennstoffzelle als Energiespeicher und Antrieb für Fahrzeuge betrifft. Die Technologie ist im Vergleich zum Batteriespeicher ganz einfach zu teuer und dazu noch sehr ineffizient. Aber im folgenden Bewertungsvergleich zwischen Tesla und Nel spielt das keine Rolle, denn hier geht es nicht um subjektive Meinungen, sondern um nackte Zahlen.
Natürlich kann man argumentieren, dass es nicht sonderlich sinnvoll ist, einen Hersteller von Elektroautos mit einem Anbieter von Lösungen für die Herstellung, Speicherung und Verteilung von Wasserstoff zu vergleichen, aber beide Unternehmen sind potenzielle Gewinner des laufenden radikalen Wandels der Mobilität und darüber hinaus Anbieter von Technologien für die Nutzung erneuerbarer Energien. Nur setzt Tesla eben auf die Batterietechnologie und Nel auf Wasserstoff als Energiespeicher.
Nel und Tesla im Bewertungsvergleich
Bei beiden Unternehmen wird weniger die Gegenwart als vielmehr die zukünftige Entwicklung bewertet. Deswegen habe ich für den Bewertungsvergleich auch die Prognosen der Analysten für das kommende Jahr herangezogen. Bei Nel wird für 2020 ein Umsatz von umgerechnet 87 Millionen Euro prognostiziert. An der Börse wird das Unternehmen beim aktuellen Aktienkurs von 0,74 Euro mit 894 Millionen Euro bewertet. Daraus errechnet sich ein Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 10,28.
Bei Tesla prognostizieren die Analysten für das kommende Jahr einen Umsatz von durchschnittlich 30,3 Milliarden Dollar. Die aktuelle Marktkapitalisierung beläuft sich auf 43,0 Milliarden Dollar, woraus sich ein KUV von 1,42 errechnet.
Nel sieben Mal teurer als Tesla
Gemessen am KUV wird Nel also mehr als sieben Mal so hoch bewertet wie Tesla. Dieser wirklich immense Unterschied überrascht, dann in der Regel gilt Tesla ja als sehr hoch bewerte Aktie, nicht wenig bezeichnen Tesla sogar als „hoffnungslos überteuert“. Im Vergleich zu Nel ist Tesla indes geradezu spottbillig. Wenn man Tesla so bewerten würde wie Nel, also auch mit dem gut 10-fachen Umsatz, dann müsste die Aktie bei stolzen 1.735 Dollar notieren. Andersherum, würde man Nel so bewerten wie Tesla, also nur mit dem 1,4-fachen der Erlöse, dann dürfte die Aktie gerade einmal 0,10 Euro kosten.
Natürlich wird in absehbarer Zeit weder Tesla auf 1.735 Dollar steigen (wobei ich langfristig sogar mit weitaus höheren Kursen rechne), noch wird Nel auf 0,10 Euro fallen, aber dieser Vergleich soll vor allem aufzeigen, wie enorm letztlich der aktuelle Bewertungsunterschied zwischen den beiden Aktien ist.
Rein optisch hat Nel die Nase vorn
Dass Nel von vielen Marktteilnehmern dennoch als eher günstig und Tesla als teuer wahrgenommen wird, dürfte sicherlich auch an der höchst unterschiedlichen „Kursoptik“ liegen. Natürlich wirkt ein Aktienkurs von 0,74 Euro bei Nel sehr günstig im Vergleich zu den 240 Dollar oder umgerechnet 219 Euro, die eine Tesla-Aktie aktuell kostet. Aber entscheidend für die Bewertung ist nun einmal der Börsenwert – und der ergibt sich aus der Multiplikation von Aktienkurs und der Anzahl der Aktien. Und von Nel gibt es eben stolze 1,22 Milliarden Aktien, von Tesla hingegen nur rund 173 Millionen.
Entscheiden Sie selbst
Am Ende muss natürlich jeder Anleger selbst entscheiden, ob er lieber eine optisch günstige Aktie haben will oder eine, die von der Bewertung her (vergleichsweise) günstig ist. Und natürlich, ob er an die Zukunft von Wasserstoff oder an die Batterie als Energieträger von morgen glaubt.
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