Brutalo-Crash am Tokioter Aktienmarkt: Der Nikkei, Japans Leitindex, ist am Montag um 12,4 Prozent eingebrochen. „Eingebrochen“ ist dabei keine Übertreibung. Es ist der größte Kursrückgang seit 1987. Das heißt: 37 Jahre lang hat Japan, hat die Welt einen solchen Kurssturz an der Börse der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt nicht gesehen. Doch was heißt das jetzt für uns Deutsche, für Europäer, und nicht zuletzt die Amerikaner – droht ein ähnliches Szenario? Ein Kommentar von DER AKTIONÄR-Chefredakteur Leon Müller.
Zunächst: Japan ist anders. Der japanische Leitindex hat im Juli einen historischen Höchststand erreicht. Historisch deshalb, weil der Nikkei dafür ganze 34 Jahre, 6 Monate und 12 Tage gebraucht hat. Kein anderer weltweit beachteter Index brauchte je länger, um ein früheres Hoch zu übertreffen.
Die Entwicklung in Japan mit jener hierzulande gleichzusetzen, ist auch deswegen schwierig, weil wir zuletzt einen deutlichen Anstieg der Landeswährung Yen gesehen haben. Binnen weniger Wochen wertete der Yen zum Dollar um rund 14 Prozent auf. Zur Einordnung, wie heftig dieser Sprung ist, hilft ein Blick auf den Euro zum Dollar. Hier gab es zuletzt ebenfalls einen starken Anstieg. Mit etwa drei Prozent fiel er aber bedeutend geringer aus.
Zum Problem wird die Aufwertung des Yen, weil die japanische (wie die deutsche) Wirtschaft stark von Exporten abhängig ist. Der starke Yen verteuert Ausfuhren und macht sie für ausländische Käufer weniger attraktiv.
Daher gilt: Das 34 Jahre lang um- und schließlich erkämpfte Rekordhoch lässt die Verschnaufpause für bullische Investoren verdient erscheinen. Der starke Yen drückt auf die Wachstumserwartungen. Mit diesen Problemen haben der europäische, wie der amerikanische Aktienmarkt nicht unmittelbar zu kämpfen.
Aber, sorglos sollte man auch hierzulande nicht mehr unterwegs sein. Die Wachstumsaussichten sind mager. Es wird debattiert über ungeplante Zinssenkungen in den USA. Machen wir uns nichts vor: Das kommt nicht von ungefähr. Ich persönlich hätte mir ein beherzteres Vorgehen der Notenbanken in den zurückliegenden Wochen und Monaten gewünscht. Jetzt könnten Zinssenkungen gegenteilige Wirkung bei Investoren entfalten. Sie könnten als Panikreaktion überforderter Banker verstanden werden.
An dieser Stelle bleibt zunächst erst einmal festzustellen: Wir sind nicht Japan, die Situation ist nicht vergleichbar, weswegen der Nikkei zwar um über 12 Prozent abgestürzt sein mag, der DAX aber nicht zufällig „nur“ verhältnismäßig geringe drei oder vier Prozent abgibt. Das hat seinen Grund. Und sogar wie skizziert mehr als einen.
Anleger sind gut beraten das Geschehen engmaschig zu verfolgen. Denn mir scheint, als ob wir kurzfristig gute Einstiegskurse bei Aktien sehen könnten, die lange Zeit sehr teuer schienen. Kluge Kauflimits könnten das Motto der Stunde sein. So war es bei größeren Bewegungen in der Vergangenheit. Weshalb sollte es dieses Mal anders sein?
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Historischer Börsenkrach in Tokio, #Nikkei verliert 12,4 Prozent. Droht uns bei #DAX, #Dow & Co ähnliches Szenario oder sehen wir (wie stets in der Vergangenheit) kurzfristig attraktive Einstiegschancen an der #Börse, insbesondere bei zuvor gut gelaufenen #Aktien wie #Nvidia,…
— Leon Müller (@LeonTMueller) August 5, 2024