1994 ließ ein russischer Pilot seinen 15-jährigen Sohn ans Steuer. Dieser verriss den Knüppel, die Passagiermaschine kam ins Trudeln – hektisch zog daraufhin der Pilot die Nase zu stark nach oben, um dann wiederum zu heftig nach unten zu reagieren. Absturz. Tragisch: Der Flieger hätte sich stabilisiert, hätte man einfach die Hände vom System gelassen und sich auf den Autopiloten verlassen.
Leichtsinnigerweise hat auch die EZB neue Knöpfe gedrückt wie Negativzinsen, ohne sie zu durchschauen. Auch Fed-Chef Powell gab nun zu: Das abrupte politische Stoppen des Angebots durch Lockdowns hat kein Rechenmodell wirklich verstanden. Daher sind die Turbulenzen nicht vorbei. Quasi über Nacht haben sich nun etwa die Preise für Holzpellets verdoppelt bis verdreifacht. Ich höre von einem Händler: Viele kaufen panisch, die Lager sind leer und es wird „noch extremer“ im Herbst. Ist einmal das Vertrauen in die Lieferketten und die Währung gestört, bauen Kunden zu viel Bestände auf und verschärfen die Knappheit.
Eines Tages schlägt das Pendel dann per Überkapazitäten in die andere Richtung aus. Das MIT stellt fest: „Komplexe Systeme produzieren nonlineare Phänomene.“ Auch an der Börse. Stabilisieren wir uns schon? Es waren und sind zu viele Menschen und Politiker involviert, „das Ruder herumzureißen.“ Es dauert wohl noch einige Zeit, bis das natürliche, ökonomische Gleichgewicht zurück ist. Dazu gehören neben Wachstums- auch Konsolidierungszyklen – doch letztere wurden durch massivem Geld-Eingriff lange künstlich verhindert.
(Dieser Kommentar ist in den Ausgaben 23/24 des AKTIONÄR Hot Stock Report erschienen und aktualisiert)
Fazit: Raus aus Europa?
Der Lokalpatriot in mir bringt die Wahrheit nur schwer über die Lippen: Andere Regionen machen es derzeit besser. Null neue Signale der Turnaround-Formel im DACH-Raum in vier Wochen sind ein Zeichen – während in den USA eine neue TFA-Firma mit Roboterschulungen den Kampf gegen die Krise annimmt, wird bei uns primär über neues Geldverteilen gesprochen. Ein US-Investor sagte mir gestern: In Europa fehlt der Leistungsgedanke. Und eine stabile Währung. „Vielleicht versteht es sie nicht“, so Professor Hans-Werner Sinn in Luzern über die Notenbank-Chefin. Lagarde hat Jura studiert, muss sich jedoch im komplexen Spiel der Währungsweltmächte mit top ausgebildeten Wirtschaftswissenschaftlern der Schweizer oder chinesischen Notenbanken messen (beide unter drei Prozent Inflation – Deutschland drohen zwölf Prozent im August, so Sinn).
China liegt beim PISA-Test, in der Bildung vorne und gnadenlos bei den Kosten. Eine große Chemiefirma gab mir jüngst zu verstehen, bei uns machten große Investments in Solarsilizium immer weniger Sinn – weil die Stromkosten viermal so hoch sind. Wir ziehen im Hot Stock Report gerade einen China-Solarsilizium-Player vor.
Chance Solar, Asien, USA
Selbst Heribert Diess gab zu: VW lässt immer mehr in China entwickeln, dortige Firmen arbeiten viel schneller. Ich bleibe hier. Doch ich liebe die Freiheit, per Aktie flexibel über alle Grenzen hinweg in derzeit vitalere Regionen zu fliegen. Ich glaube an unser Know-how und Potenzial. Doch VW und Co kämpfen neben Teslas aktuell zusätzlich gegen katastrophale Rahmenbedingungen.
Wir sehen derzeit im Depot 2030 Titel vor allem Chancen bei dynamischen Firmen aus Übersee und Asien. Eine Ausnahme ist die Solarbranche. Hier stimmt das Umfeld weltweit und zudem ist die Solarkraft dank Skaleneffekten ohnehin nicht mehr relevant auf das Förderungs-Hin und Her angewiesen – und fliegt mittlerweile wie von selbst.
Mehr zu einem Schweizer Hot Stock und unsere Solar-Favoriten sehen Sie im neuen AKTIONÄR TV:
Hinweis: Im grünen Depot 2030 sind SMA Solar, SolarEdge (+570 Prozent seit Erstkauf 2019), Enphase und JinkoSolar enthalten. Das Plus seit Start beträgt über 200 Prozent. In der neuen Ausgabe gibt es zwei weitere Transaktionen. Einfach hier freischalten und ab sofort die Reise bis 2030 mitgehen.