Ein überraschend deutlicher Preisanstieg im Januar hat am Freitag die Anleger an den US-Börsen verschreckt. Sorgen vor womöglich deutlicheren Zinsschritten der US-Notenbank kochten wieder hoch. Der anhand der Konsumausgaben ermittelte Preisindex PCE, der von der Fed besonders beachtet wird, stieg nicht nur deutlicher als im Dezember. Er lag auch über den Erwartungen am Markt, was der Notenbank zu denken geben dürfte.
Der Dow Jones Industrial büßte 1,02 Prozent auf 32.817,05Zähler ein. Die bisherigen Jahresgewinne haben sich damit in Luft aufgelöst. Aktuell befindet sich der bekannteste Index der Wall Street zurück auf dem Stand vom 22. Dezember. Im Wochenverlauf steuert er auf ein Minus von etwas mehr als drei Prozent zu.
Der breit gefasste S&P 500 verlor am Freitag 1,05 Prozent auf 3.970,05 Punkte. Der NASDAQ100 sank um 1,69 Prozent auf 11.394,94Zähler. Er fiel damit erstmals in diesem Monat unter die Marke von 12.000 Punkte und ist zurück auf dem Niveau von Ende Januar. Im Wochenverlauf deutet sich für den Auswahlindex der Technologiewerte aktuell ein Verlust von dreieinhalb Prozent an. Technologieaktien reagieren auf den Zinskurs der Notenbank für gewöhnlich stärker als sogenannte Standardwerte.
Im Dow Jones büßte die Aktie von Boeing als Schlusslicht unter den 30 Werten 4,6 Prozent ein. Der Flugzeugbauer muss die Auslieferung seines wichtigen Langstreckenjets 787 Dreamliner erneut aussetzen. Laut der Luftfahrtaufsicht FAA sind zusätzliche Untersuchungen einer Komponente des Flugzeugrumpfs der Grund.
Zulegen konnten an diesem Tag nur wenige Papiere, Spitzenreiter waren die Aktien von JPMorgan mit plus 0,9 Prozent. Die US-Bank Morgan Stanley hob ihr Kursziel für die Aktie von 167 auf 173 US-Dollar und bekräftigte ihre „Overweight“-Einschätzung. Laut Analystin Betsy Graseck dürfte die US-Bank durch ein stärkeres Ergebniswachstum von höheren und längerfristigen Zinsen profitieren. Sie fragt zudem: „Wann wird die größte Bank der Welt einen Börsenwert von einer Billion Dollar erreichen?“ Dafür entwarf Graseck Szenarien, wonach dies in weniger als acht bis zwölf Jahren geschehen könnte. Derzeit liegt der Börsenwert von JPMorgan bei knapp 411 Milliarden Dollar.
Im breiten Nasdaq gewannen die Papiere von Beyond Meat mehr als zehn Prozent. Zeitweise waren sie sogar um mehr als 20 Prozent hochgesprungen. Der Hersteller von Fleischersatz-Produkten toppte im vierten Quartal die Erwartungen und verringerte den Verlust je Aktie stärker als erwartet. Am Markt wurde dies als Indiz gewertet, dass das Unternehmen auf dem Weg zur Profitabilität Fortschritte macht.
Dagegen brachen die Anteilscheine von Nektar Therapeutics um fast 50 Prozent ein. Eine Phase-II-Studie des Medikaments Rezpeg zur Behandlung der Autoimmunerkrankung SLE verfehlte den primären Endpunkt und damit auch die vom Partner Eli Lilly festgelegte hohe Wirksamkeitshürde. Beide Pharmaunternehmen beschlossen daher, die Phase-3-Studie nicht zu starten.
US-Staatsanleihen haben am Freitag im späteren Handel ihre Verluste leicht ausgeweitet. Ein überraschend deutlicher Preisauftrieb in der weltgrößten Volkswirtschaft belastete. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen fiel um 0,45 Prozent auf 110,90 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere stieg im Gegenzug auf 3,95 Prozent.
Der anhand der Konsumausgaben ermittelte Preisindex PCE, der von der Fed besonders beachtet wird, stieg im Januar im Jahresvergleich um 5,4 Prozent und damit nicht nur deutlicher als im Monat zuvor. Er lag auch über den Erwartungen am Markt und entfernte sich weiter von dem Inflationsziel der US-Notenbank Fed von zwei Prozent. Dies setzt die Währungshüter unter Druck, mit weiteren Zinserhöhungen gegen die hohe Inflation anzukämpfen.
Mit Material von dpa-AFX.