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Der deutsche Leitindex feiert Geburtstag. Alles Gute zum 35., lieber DAX! Wie im richtigen Leben gab es auch beim wichtigsten deutschen Aktienbarometer Höhen und Tiefen. Aktuell könnte die Stimmung nicht viel besser sein. Der DAX notiert unweit seines Allzeithochs. Und die Aussichten sind gut, dass der Index möglicherweise noch in diesem Jahr die 17.000 feiern kann.
Die Zugehörigkeit zum DAX ist nicht nur eine Frage von Prestige. Ein Platz im Schaufenster der deutschen Wirtschaft garantiert Aufmerksamkeit und lockt internationale Investoren. Indexfonds, die den DAX nachbilden, müssen je nach Indexaufstellung umschichten, was in der Regel Einfluss auf die Kurse bestimmter Aktien hat. "Der DAX ist ein Leitindex, der internationales Gewicht hat. Und er wird sich hoffentlich die nächsten 35 Jahre fortsetzen", sagte Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer jüngst.
Der DAX hat heute ein Millionenpublikum: Jeden Abend zur besten Sendezeit wird der aktuelle Stand im Fernsehen vermeldet, die schwarze Anzeigetafel mit der weißen Kurve aus dem Frankfurter Handelssaal gehört zu Hessens größter Stadt wie ihre Banken-Skyline. Vor seiner Einführung herrschte ein heilloses Durcheinander: Deutschland habe mehr Aktienindizes als Aktien, spotteten ausländische Beobachter in den 1980er-Jahren. Es gab einen Index der "Börsen-Zeitung", einen der Commerzbank, einen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Rüdiger von Rosen, einer der DAX-Gründer, erklärte später: "Wir wollten ein nach außen wirkendes Symbol haben, vergleichbar dem Dow Jones."
Zu Beginn firmierte der neue Index als "DAI". Doch seine Gründerväter fanden das auf Dauer ungeeignet. "Das klang zu japanisch", erinnerte sich später Manfred Zaß, der lange in führenden Positionen bei der Deutschen Börse und später Dekabank-Chef war. Zudem habe "dieser etwas hölzernen Bezeichnung" in dem sich abzeichnenden digitalen Zeitalter "Charme und Symbolkraft" gefehlt. "Bulle, Bär und Ibis existierten bereits, da habe ich von Index nicht den ersten, sondern den letzten Buchstaben übernommen", schilderte Zaß.
Elf Konzerne sind seit dem DAX-Start ohne Unterbrechung dabei: Allianz, BASF, Bayer, BMW, Daimler (zuvor Daimler-Benz), Deutsche Bank, E.on (2006 entstanden aus Veba und Viag), Henkel, RWE, Siemens und Volkswagen.
Inzwischen sind aus 30 Konzernen 40 geworden: Zum 20. September 2021 brachte die Deutsche Börse die Erweiterung auf den Weg. Das Ziel: Die deutsche Wirtschaft repräsentativer abbilden. So sollen zum Beispiel auch aufstrebende Internetfirmen bessere Chancen auf einen Platz im DAX bekommen.
Als Konsequenz aus dem Bilanzbetrug und verspäteten DAX-Rauswurf von Wirecard gibt es mittlerweile strengere Regeln für Unternehmen, die in den DAX aufrücken und dort bleiben wollen. Aufgenommen werden auch nur noch profitable Unternehmen.
Dass der DAX eine Erfolgsgeschichte ist, zeigt ein Blick auf die Performance. Seit Einführung am 1. Juli 1988 mit 1.163 hat er rund 15.000 Zähler zugelegt. Im gleichen Jahr fiel er auf den tiefsten Schlussstand (1.152 am 29. August 1988). Sein Rekordhoch markierte er vor Kurzem am 16. Juni 2023 mit 16 427.
Es ging aber nicht immer nur aufwärts. Mancher erinnert sich bestimmt noch an das Platzen der New-Economy-Blase am Neuen Markt. Bis auf 2202 Zähler am 12. März 2003 sackte der Leitindex damals ab. Noch immer leidet die Aktienkultur in Deutschland wegen der Entwicklungen von damals. Das dürfte auch der Grund sein, warum der deutsche Leitindex mehrheitlich in ausländischem Besitz ist: Einer EY-Analyse aus dem September zufolge liegt bei mindestens 24 der 40 DAX-Konzerne die Mehrheit der Aktien in Depots im Ausland.
Der DAX darf sich zurecht feiern lassen, denn Anleger der frühen Stunde sind mit ihm sehr gut gefahren. Doch auch wer jetzt erst einsteigt, dürfte in 35 Jahren ein gutes Gefühl haben. Mach's gut, DAX!
(mit Material von dpa-AFX)
