Die Perspektive deutlich sinkender Leitzinsen hat den Dow Jones Industrial am Mittwoch auf ein Rekordhoch getrieben. Der bekannteste Wall-Street-Index übersprang zudem erstmals die Hürde von 37.000 Punkten und ging letztlich mit einem Plus von 1,4 Prozent auf 37.090,24 Zähler aus dem Tag. Seit seiner Rally nach dem Zwischentief Ende Oktober hat der Dow nun etwas mehr als 14 Prozent hinzugewonnen. Seit Jahresbeginn steht ein Plus von knapp 12 Prozent zu Buche.
Der marktbreite S&P 500 legte am Mittwoch um 1,4 Prozent auf 4.707,09 Punkte zu. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 1,3 Prozent auf 16.562,37 Zähler. Auch diese beiden Indizes sind im Zuge der laufenden Börsenrally stark gestiegen und stehen inzwischen knapp unter ihren Höchstständen.
Wie erwartet ließ die US-Notenbank Fed die Leitzinsen unverändert in einer Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Für 2024 rechnen die Währungshüter in Washington allerdings mit mehr und auch deutlicheren Zinssenkungen als bisher. Sie gehen inzwischen im Mittel von einem Leitzins von 4,6 Prozent aus. Im September waren sie noch von im Schnitt 5,1 Prozent ausgegangen. Das deutet nun auf etwa drei Zinssenkungen im Jahr 2024 in einem Gesamtvolumen von 0,75 Prozentpunkte hin. Dies beflügelte auch die Kurse von Bitcoin und Gold.
"Die Fed gilt als eine recht konservative Institution, die die Auswirkungen dessen, was sie sagt, stark abwägt", konstatierte Chefökonom James Knightley von der ING und nannte die Fed-Signale eine "überraschende Änderung der Aussichten".
Unter den Einzelwerten im Dow Jones konnte Walgreens Boots besonders stark zulegen. Das Papier ging mit einem Plus von 7,4 Prozent auf 24,63 Dollar als der mit Abstand beste Wert des Tages aus dem Handel. Der US-Apotheken- und Drogeriekonzern hat Kreisen zufolge seine Pläne zur Trennung vom internationalen Geschäft wiederbelebt. Das Unternehmen habe frühe Gespräche zur Abspaltung der britischen Drogeriekette Boots geführt, die mit rund sieben Milliarden Pfund, umgerechnet 8,2 Milliarden Euro, bewertet werden könnte, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf informierte Quellen. Zu den Möglichkeiten gehörten unter anderem ein Börsengang in London.
Mit Abstand stärkster Gewinner im S&P 500 war die Aktie von Vertex. Am Ende gewann sie mehr als 13 Prozent auf 404,97 Dollar. Sie überwand damit erstmals in ihrer Geschichte die Marke von 400 Dollar. Die Aktie des Biotech-Unternehmens profitierte dabei insbesondere von starken Studiendaten zum vielversprechenden Pipeline-Kandidaten VX-548.
Größter Verlierer des Tages hingegen war die Aktie von Pfizer. Sie verlor am Ende knapp sieben Prozent auf 26,66 Dollar. Der Pharmakonzern blieb mit seinem Umsatz- und Gewinnziel für 2024 hinter den Erwartungen zurück.
Linde, die tags zuvor ein Rekordhoch erreicht hatten, verloren nun als zweitschwächster Wert nach Pfizer im S&P 500 4,2 Prozent. Am Dienstag noch waren die Papiere des deutschen Industriegaseherstellers bis auf rund 434 Dollar gestiegen.
Für US Steel ging es zugleich um 6,1 Prozent auf 38,59 Dollar nach oben. Der einen Verkauf erwägende Stahlkonzern habe mehrere Übernahmegebote über 40 Dollar je Aktie erhalten, berichtete der Nachrichten-Sender CNBC. Dabei berief er sich auf namentlich nicht genannte Quellen.
Take-Two Interactive gewannen 3,8 Prozent und profitierten davon, dass der Computerspiele-Entwickler von Montag an in den Nasdaq 100 aufgenommen wird. Grund dafür ist, dass Pfizer die Übernahme des noch im Auswahlindex notierten Biotech-Unternehmens Seagen an diesem Donnerstag abschließen dürfte.
Nachbörslich standen die Aktien Morphosys und Adobe unter Druck. Morphosys hat eine Kapitalerhöhung angekündigt. Hier geht es derzeit 17 Prozent nach unten. Adobe hat die Zahlen für das zurückliegende Quartal veröffentlicht. Diese lagen zwar über den Erwartungen, der Ausblick konnte jedoch die Marktteilnehmer nicht überzeugen. Die Aktie verliert derzeit nachbörslich mehr als sechs Prozent.
(Mit Material von dpa-AFX)