Der DAX hat am Freitag nach den US-Arbeitsmarktdaten seine Talfahrt beschleunigt. Die überraschend schwache Entwicklung des Arbeitsmarktes in der größten Volkswirtschaft der Welt näht Befürchtungen, dass die Fed die Zinsen zu spät senken könnte.
Am Vortag hatten sehr schwache Konjunkturdaten Bedenken, das die US-Notenbank der Enticklung mit ihrem Zinskurs hinterherläuft, bereits befeuert. Anleger fürchten nun umso mehr eine Wirtschaftsabkühlung. Für eine unmittelbar bevorstehende Rezession in den USA sei der Arbeitsmarkt aber noch zu gut, schrieb der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel, nach den Jobdaten.
Für den deutschen Leitindex ging es nach der Daten-Veröffentlichung zunächst rasant abwärts bis auf den tiefsten Stand seit April. Am Ende verlor das Börsenbarometer 2,3 Prozent auf 17.661,35 Punkte.
Von Handelsbeginn an stand der DAX am Freitag mit Kursen deutlich unter 18.000 Punkten stark unter Druck, auch weil große Technologie-Unternehmen in den USA am Vorabend mit ihren Quartalsbilanzen und Prognosen enttäuscht hatten. Hinzu kommen steigende Spannungen im Nahen Osten, die die geopolitischen Sorgen verstärken. Für den DAX zeichnet sich ein sehr schwacher Wochenausklang ab, die Bilanz auf Wochensicht ist mit aktuell minus 3,7 Prozent düster.
Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen verlor am Freitag 2,2 Prozent auf 24.464,06 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 2,6 Prozent.
Schlechte Nachrichten vor allem von Amazon und Intel belasteten zuvorderst den Technologiesektor. Amazon als weltgrößter Online-Händler hatte die Anleger mit seinem Ausblick für das laufende Quartal enttäuscht. Auch der Chiphersteller Intel hatte die Erwartungen verfehlt und will mehr als 15 Prozent der Arbeitsplätze streichen.
Die negativen Vorgaben aus den USA zogen am deutschen Markt Halbleiterwerte nach unten. Infineon verloren mehr als fünf Prozent. Für Süss Microtec ging es um elf Prozent bergab. Der europäische Technologiesektor fiel auf den tiefsten Stand seit Januar zurück und lag mit 5,9 Prozent im Minus.
Auch die Essenslieferdienste Delivery Hero und Hellofresh kamen im Sog der Amazon-Schwäche unter die Räder und verloren mehr als sieben beziehungsweise fast acht Prozent.
Industriewerte wie Heidelberg Materials litten unter den Rezessionssorgen und Bank-Aktien wie Commerzbank unter den Perspektiven niedrigerer Zinsen.
Die Aktien des Energietechnikkonzerns Siemens Energy und des Versorgers RWE lagen im DAX hinten mit Abschlägen von acht Prozent im Fall von Energy.
Eine negative Analysten-Einschätzung belastete die Aktien des Reisekonzerns Tui. Sie verloren rund vier Prozent. Die britische Investmentbank Barclays hatte die Bewertung der Papiere mit "Underweight" aufgenommen.
Mit Material von dpa-AFX.