Aller guten Dinge sind drei. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, versucht der deutsche Immobilienriese Vonovia zum dritten Mal die Nummer 2 der Branche, die Deutsche Wohnen, zu übernehmen. Angeblich wollen die Bochumer mehr als 19 Milliarden Euro oder etwa 53 Euro je Aktie für den kleineren Konkurrenten bieten.
Die beiden Unternehmen seien vorbereitet, Bedenken aus Politik und Mieterschaft zu begegnen, heißt es in dem Bericht. Vonovia strebe eine gütliche Einigung mit dem Management von Deutsche Wohnen an. Diese sei bereits in dieser Woche möglich. Es gebe aber noch keine endgültige Entscheidung und es sei nicht sicher ob die Erwägungen zu einer Transaktion führten. Die beiden Unternehmen waren am Feiertag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Die beiden größten deutschen Vermieter bringen es zusammen auf mehr als eine halbe Million Wohnungen. Die gemeinsame Marktkapitalisierung liegt bei gut 46 Milliarden Euro, wobei Vonovia trotz eines Kursrutsches von 13 Prozent seit Jahresbeginn fast doppelt so viel wert ist wie Deutsche Wohnen, die um drei Prozent zulegen konnten.
Der erste Übernahmeversuch war 2016 am Widerstand der Aktionäre von Deutsche Wohnen gescheitert. Das Übernahmeziel hatte die Offerte als feindlich bezeichnet und als nicht im besten Interesse seiner Anteilseigner. Zu Beginn des letzten Jahres hatte Vonovia erneut einen Kauf erwogen. Letztendlich habe der Konzern aber entschieden, von dem Vorhaben Abstand zu nehmen, hatte Bloomberg damals berichtet.
Dass Vonovia dieses Mal Erfolg hat, hält Analyst Thomas Rothäusler von Jefferies für sehr unwahrscheinlich. Die Bundestagswahlen im September könnten politische und regulatorische Risiken schaffen. Zudem sei die deutlich unterschiedliche Bewertung der beiden Unternehmen ungünstig, ein Aktientausch würde für Vonovia verwässernd wirken und eine Steigerung der Gewinne dürfte sich herausfordernd gestalten. Schließlich würde die Übernahme von Deutsche Wohnen Vonovia noch mehr in den Fokus der Debatte um bezahlbares Wohnen und Enteignung in Berlin rücken.
Analyst Neil Green von JPMorgan glaubt, dass die Bereitschaft von Deutsche Wohnen, auf der Basis des kolportierten Übernahmepreises in die Transaktion einzusteigen, begrenzt ist. Der Net Asset Value, eine für die Bewertung von Immobilienunternehmen gebräuchliche Bewertungskennziffer, habe im letzten Quartalsbericht bei 52,50 Euro je Aktie gelegen.
Nach Einschätzung des AKTIONÄR ist eine Fusion unter diesen Bedingungen wenig realistisch. Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn dürfte mit dem kolportierten Gebot nicht einverstanden sein. Für Vonovia hingegen würde sich ein Zusammenschluss auf diesem Preisniveau sicher rechnen. Investierte Anleger warten ab.
mit Material von dpa-AFX