Die US-Zentralbank Fed könnte ihre Geldpolitik nach Worten ihres Vorsitzenden Jerome Powell durchaus weiter straffen. Es wäre verfrüht, die Geldpolitik als hinreichend restriktiv zu bezeichnen oder sogar auf Zinssenkungen zu spekulieren, sagte Powell am Freitag vor Studenten in Atlanta. Den Börsianern war es egal. Sie schickten die Renditen auf Talfahrt und die Immo-Aktien nach oben.
"Wir sind bereit, unsere Politik weiter zu verschärfen, wenn es angebracht erscheint", sagte Powell wie schon in den vergangenen Wochen. Er bekräftigte, dass die Zinsentscheidungen der Notenbanker nicht vorherbestimmt seien, sondern dass auf jeder Sitzung auf Grundlage der wirtschaftlichen Daten entschieden werde.
Doch wer gedacht hatte, die Börsen würden negativ reagieren, sah sich am Vorabend getäuscht. Die Renditen der zehnjährigen US-Bonds fielen um 13 Basispunkte auf 4,22 Prozent. Im Gegenzug kletterte der US-Leitindex Dow Jones auf über 36.000.
Mit einer Zinserhöhung rechnet an den Finanzmärkten mittlerweile niemand mehr. Im Gegenteil. Laut FedWatch Tool liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung aktuell bei knapp 62 Prozent – am Tag vorher bezifferte sie sich noch auf unter 50 Prozent. Im Juni sieht die Mehrheit der Marktteilnehmer den US-Leitzins zwischen 4,5 und 5,0 Prozent (jetzt: 5,25 bis 5,50 Prozent). Die ersten gehen davon aus, dass Powell und seine Kollegen den Leitzins um mehr als 100 Basispunkte gesenkt haben.
Die Hoffnung auf fallende Zinsen beflügelt natürlich die Immobilien-Aktien, insbesondere den größten deutschen Wohnungskonzern Vonovia. Die Aktie des DAX-Konzerns kletterte am Freitag über 26 Euro und löste damit das nächste Kaufsignal aus. Der Weg bis zum Jahreshoch bei knapp oberhalb von 28 Euro ist damit geebnet.
Vonovias Nettovermögenswert liegt bei über 50 Euro pro Aktie. Angesichts der starken Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum bei begrenztem Angebot ist mit weiter stark steigenden Mieten zu rechnen und folglich mit höheren Aktienkursen. Allerdings ist Vonovia seit der Jahresmitte bereits sehr gut gelaufen, so dass sich das Tempo der Erholung etwas verlangsamen dürfte.
Die Aussicht auf erste Zinssenkungen im Frühjahr 2024 kommt den Vonovia-Aktionären sehr recht. DER AKTIONÄR spekuliert im Hebel-Depot auf steigende Kurse, was bisher gut aufgegangen ist. Auch ein Neueinstieg sollte sich auf Sicht der nächsten vier Wochen lohnen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Aktien der Vonovia befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.