Der Kurseinbruch bei Corestate Capital am heutigen Donnerstag erinnert an die Short-Attacke von Muddy Waters im Oktober letzten Jahres. Damals stürzte die Aktie um rund 30 Prozent innerhalb weniger Stunden ab. Ähnlich dramatisch sind die Kursverluste heute, nachdem der Immobilienmanager gestern Abend ankündigte, die Dividende 2019 und den Ausblick für 2020 zu streichen.
Der Immobilien-Investmentmanager sieht angesichts der Corona-Krise schwächelnde Erträge in den Bereichen Akquisitions- und erfolgsabhängige Gebühren sowie im Warehousing und beim Alignment Capital - und gibt seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2020 auf. In Schlüsselmärkten und Kernprodukten sei eine deutliche Verschiebung von Investmententscheidungen, Transaktionen und Bewertungsansätzen zu beobachten, hieß es am Mittwochabend aus Luxemburg.
Aufgrund der Unsicherheit über den Verlauf der Covid-19-Pandemie steht die Stärkung der Liquidität im Fokus, so Chef Lars Schnidrig. Der Vorstand wird deshalb der Hauptversammlung vorschlagen, für das Geschäftsjahr 2019 einmalig keine Dividende auszuschütten. Ab 2021 gelten andere Vorgaben als bisher: Die künftige Ausschüttungsquote soll von 2021 an und damit erstmals für das Geschäftsjahr 2020 mindestens 30 Prozent des Gewinns pro Aktie betragen.
Laut Schnidrig ist es wegen der hohen Dynamik der Corona-Pandemie oberstes Gebot, das Unternehmen auf allen Ebenen krisenfest aufzustellen. Durch den einmaligen Verzicht auf die Dividende könne man weiterhin aus einer Position der Stärke agieren.
"Wir sind strategisch exzellent aufgestellt, entsprechend bin ich fest davon überzeugt, dass Corestate nach der Krise im Jahr 2021 operativ und ergebnisseitig zu gewohnter Stärke zurückkehrt", so Schnidrig. "Zudem werden wir uns mit einer konservativeren, aber immer noch sehr attraktiven Ausschüttungspolitik im kommenden Jahr erneut als wachstumsstarker Dividendenwert positionieren."
Die zurückgezogene Prognose von Corestate ändert jedoch nichts an der "Kaufen"-Empfehlung von Berenberg für das Immobilienunternehmen, berichtet Bloomberg. Das Geschäftsmodell des Unternehmens sei robust. Entscheidend werde die weitere Entschuldung sein.
Die Analysten haben ihre Gewinnschätzungen und die künftige Ausschüttungsquote als Reaktion auf die für 2019 gestrichene Dividende zurückgenommen. Das Kursziel wurde zwar von 58 auf 40 Euro gesenkt, impliziert aber eine Kurschance von mehr als 100 Prozent.
Die Streichung der Dividende für 2019 und die Senkung der künftigen Ausschüttungsquote ist ein harter Schlag für die Corestate-Aktionäre. Sollte aber die Wirtschaft tatsächlich im zweiten Halbjahr 2020 wieder Fahrt aufnehmen, ist das aktuelle Niveau viel zu günstig. Allerdings stehen hinter dieser Annahme erhebliche Fragezeichen. Es eilt also nicht, jetzt zuzuschlagen.