Der Goldpreis kann das Ausbruchsniveau weiter verteidigen. Aktuell steht allerdings eine leichte Konsolidierung auf der Tagesordnung. Auch die schwächeren Arbeitsmarktdaten haben dem Goldpreis heute nur kurz geholfen. Wenn es nach der französischen Großbank Societe Generale geht, dann müssen sich Anleger aber auf fallende Goldpreise einstellen. Die Begründung überrascht.
„Tief negative Realzinsen bei hoher Inflation treiben den Goldpreis kurzfristig an. Die begrenzten Gewinne des Goldes im Jahr 2021 trotz niedriger Zinsen und hoher Inflation verheißen nichts Gutes für seine Aussichten", heißt es in dem Bericht. Die SocGen rechnet damit, dass die Inflation in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres zurückgehen werde, während die Zinssätze langsam steigen. Die realen Zinssätze in den USA dürften bis Ende 2022 wieder positiv werden. Das dürfte für reichlich Gegenwind bei Gold sorgen.
Allerdings sieht die SocGen auch einen Lichtblick: In Bezug auf die Zentralbanken „dürften die Goldkäufe der Zentralbanken ebenfalls eine der Triebkräfte sein, die den Preis längerfristig stützen und einen stärkeren Preisverfall verhindern, wenn die Realzinsen steigen. Die Zentralbanken, insbesondere in den Schwellenländern, China und Indien, haben im Vergleich zu den westlichen Volkswirtschaften einen geringen Anteil ihrer Reserven in Gold. In einer Welt, die immer multipolarer wird, und angesichts der ausufernden Verschuldung der USA verliert der US-Dollar als Reservewährung an Glaubwürdigkeit, und die Zentralbanken sind bestrebt, durch den Aufbau von Goldreserven eine Diversifizierung herbeizuführen.
Positive Realzinsen bis Ende 2022 – das scheint ein ambitioniertes Unterfangen zu sein. Es ist durchaus möglich, dass die Inflation im kommenden Jahr aufgrund des Basiseffekts eher etwas zurückgehen wird. Aber die Möglichkeiten der Fed, die Zinsen anzuheben, sind angesichts der hohen Schulden der Staaten überschaubar. Der Marktzins könnte zwar steigen, allerdings dürfte er eher als Reaktion auf die steigende Inflation steigen. Insgesamt scheint der Ausblick der SocGen zu pessimistisch für den Goldpreis.