Der Goldpreis springt aktuell über die Marke von 1.600 Dollar. Doch einige Anleger dürften heute schon deutlich höhere Kurse gesehen haben. Der Future- und der Spotmarkt sind deutlich auseinandergedriftet. Der Future lag zwischenzeitlich bereits in Schlagdistanz zu der Marke von 1.700 Dollar. In den USA klagen Trader darüber, dass die Kursstellung von Optionen utopisch ist. Zerfällt der Papiergoldmarkt gerade in seine Einzelteile?
Tatsächlich hat es etwas den Anschein. Gold, also physisches Gold, wird knapp. Prägeanstalten schließen gerade aufgrund des Corona-Virus, zahlreiche Minen legen die Produktion wegen Covid 19 auf Eis. Der Markt für physisches Gold wird immer kleiner, zumal auch die Lieferwege zusammenzubrechen drohen. Grenzkontrollen und Reisebeschränkungen kommen noch hinzu. Händler melden für einige Münzen mittlerweile ausverkauft. Bei Silber zahlt man beim Händler bereits einen deutlichen Aufschlag zum Spotpreis – Differenzbesteuerung und Prägekosten bereits eingeschlossen. Die Frage ist natürlich: Warum ist dann der Spot aktuell deutlich günstiger als der Future, der, wie der Name schon sagt, in der Zukunft liegt. Offensichtlich geht es hier um Lieferverpflichtungen, die keiner mehr eingehen will für die Zukunft aus Angst vor einem Versorgungsengpass.
Jahrelang wurden in London und New York nur Papiergold gehandelt. Kaum jemand beantragte Auslieferung des Goldes, das eigentlich verbrieft gewesen ist. So konnten Kontrakte den Besitzer wechseln, die nicht mit physischem Gold hinterlegt waren. Wird dies aber nun knapp, dann könnte diese Praxis sich ändern. Sollte zunehmend auf die physische Lieferung bestanden werden, könnte dies den Papiergoldhandel in Bedrängnis bringen. Aktuell ist es sicher zu früh, von einer Abkehr der alten Praxis zu sprechen. Es kann nur eine Momentaufnahme sein. Aber es ist auf jeden Fall ein Warnschuss in Richtung Comex und London Bullion Market.