Der Goldpreis gerät am Nachmittag unter Druck. Auch Silber knickt ein und nähert sich abermals der Unterstützung bei 22,50 Dollar, nachdem das Edelmetall vor zwei Tagen noch über 24 Dollar notierte. Der Grund für die abermalige Schwäche: Fed-Vorsitzender Jerome Powell hat von einem langen Weg bei der Inflationsbekämpfung gesprochen und weitere Zinsanhebungen in Aussicht gestellt.
Eine Woche, nachdem die Vertreter des Offenmarktausschusses der US-Notenbank zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr beschlossen hatten, die Zinsen nicht zu erhöhen, deutete der Notenbankchef an, dass es sich dabei wahrscheinlich nur um eine kurze Atempause handelte und nicht um einen Hinweis darauf, dass die Fed mit den Zinserhöhungen fertig ist.
„Fast alle FOMC-Teilnehmer gehen davon aus, dass es angemessen ist, die Zinssätze bis zum Ende des Jahres weiter anzuheben“, sagte Powell in seinen vorbereiteten Bemerkungen für seine Anhörung vor dem House Financial Services Committee. Die Rede ist Teil seines halbjährlichen Auftritts auf dem Capitol Hill, um die Gesetzgeber über die Geldpolitik zu informieren.
Im Anschluss an die zweitägige FOMC-Sitzung in der vergangenen Woche erklärten die Beamten, dass sie bis Ende 2023 mit Zinserhöhungen von insgesamt 0,5 Prozentpunkten rechnen. Dies würde zwei weitere Zinserhöhungen bedeuten, wenn man von Viertelpunkt-Schritten ausgeht. Der Leitzins der Fed ist derzeit in einer Spanne zwischen 5 und 5,25 Prozent angesiedelt.
Powell erklärte, die Inflation habe sich zwar abgekühlt, aber liege immer noch deutlich über dem 2-Prozent-Ziel der Fed. Die Zentralbank habe noch viel zu tun. "Die Inflation hat sich seit Mitte des letzten Jahres etwas abgeschwächt", sagte er. "Nichtsdestotrotz ist der Inflationsdruck weiterhin hoch, und der Prozess der Anhebung, um die Inflation auf 2 Prozent zu bekommen, hat noch einen langen Weg vor sich.“
Diese aggressive Tonart kommt ein wenig überraschend. Nach der letzten Sitzung war klar, dass die Fed noch weitere Zinsschritte plant. Allerdings ist die Inflation bereits deutlich zurückgekommen und die vorauslaufenden Faktoren, wie beispielsweise die Rohstoffpreise, deuten keinen großen Inflationsdruck mehr an. Die Edelmetalle sind erneut an einer wichtigen Unterstützung angekommen und die Bullen sind nun gefordert.