Der mutmaßliche Betrug vereinzelter Schrottlieferanten belastet Aurubis mit einer niedrigen dreistelligen Millionensumme. Nach einer Bestandsaufnahme haben der Kupferkonzern sowie Großaktionär Salzgitter neue Prognosen für das laufende Geschäftsjahr abgegeben. Nach dem Bekanntwerden der Fälle hatten die beiden Konzerne ihre Prognosen zunächst zurückgezogen. Während die Aurubis-Aktie zulegt, verliert Salzgitter weiter an Boden.
Aurubis geht von einer Belastung von rund 150 Millionen Euro aus, wie das MDAX-Unternehmen mitteilte. Aus der angekündigten außerordentlichen Inventur der Metallbestände habe sich ein Fehlbestand im Wert von 185 Millionen Euro ergeben, der das bis Ende September laufende Geschäftsjahr 2022/23 belasten werde. Versicherungsgelder und ein möglicher Einzug von Tätergeldern dürften die Summe noch um rund 30 Millionen Euro verringern. Daher und angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung im vierten Geschäftsquartal rechnet Aurubis für 2022/23 mit einem operativen Vorsteuerergebnis zwischen 310 und 350 Millionen Euro.
Die Aurubis-Aktie zog daraufhin rund drei Prozent an. „Mit der Ad-hoc-Mitteilung ist die Unsicherheit erst einmal raus und das Kapitel für den Kapitalmarkt abgeschlossen. Der Schaden überrascht nicht einmal negativ“, kommentierte Aktienexperte Frederik Altmann von Alpha Wertpapierhandel.
Salzgitter senkt Prognose ebenfalls
Vor dem Hintergrund der neuen Aurubis-Prognose legte auch Salzgitter einen neuen Ausblick vor. Der Stahlkocher hält rund 30 Prozent der Anteile und hatte wegen der Aurubis-Unsicherheiten ebenfalls das Jahresgewinnziel ausgesetzt.
Salzgitter geht nun für 2023 von einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 650 Millionen und 700 Millionen Euro aus. Vor der Aussetzung hatte das Unternehmen 750 Millionen bis 850 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Das Vorsteuerergebnis soll 200 Millionen bis 250 Millionen Euro erreichen, nach zuvor avisierten 300 Millionen bis 400 Millionen Euro.
Gesicherte Erkenntnisse
Mittlerweile ist es laut Aurubis „gesicherte Erkenntnis, dass Lieferungen und Proben für Einsatzmaterialien im Recyclingbereich mit hohen Gehalten wertvoller Metalle zum Schaden von Aurubis manipuliert wurden.“ Daher seien überhöhte Rechnungen bezahlt worden, trotz branchenüblicher Sicherheitsstandards. Welche Lieferanten betroffen seien, könnte aber noch nicht gesagt werden. Das Unternehmen hatte das Landeskriminalamt eingeschaltet, das weiterhin ermittelt.
Ausgeschlossen werden könne indes, dass Aurubis-Kunden und Lieferungen an diese von dem Betrugsfall betroffen seien, hieß es weiter.
Um zu verhindern, dass sich der Vorfall wiederholt, will Konzernchef Roland Harings nun „Prozessverbesserungen und weitere Sicherheitsmaßnahmen“ umsetzen. Details dazu könnte es dann am 6. Dezember im Zuge der Veröffentlichung der Jahreszahlen geben.
Der Betrug ist inzwischen eingepreist, wie auch die Reaktion auf die gesenkten Prognosen zeigt. Doch Aurubis hat viel Vertrauen verspielt, das erst zurückgewonnen werden muss. Auch wenn die aktuelle Bewertung günstig erscheint, sollten Anleger vorerst abwarten.
Mit Material von dpa-AFX