Sieben Unternehmen sind in Deutschland 2014 bislang an die Börse gegangen. Dabei wurden rund 900 Millionen Euro eingesammelt. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young hat errechnet, dass sich diese Summe mit den Börsengängen von Zalando und Rocket Internet auf mindestens drei Milliarden Euro erhöhen dürfte. Doch könnten im weiteren Jahresverlauf sogar noch mehr werden. Mit dem Kabelnetzbetreiber Tele Columbus will der nächste Kandidat auf den IPO-Express aufspringen.
Zalando und Rocket Internet machen in dieser Woche den Auftakt für eine Welle von Börsengängen in Deutschland. Weitere dürften folgen: Tele Columbus plant bis zum Ende des Jahres eine Notierung im Frankfurter Prime Standard – sofern das Marktumfeld dies zulässt. Die Erlöse aus dem Sprung auf das Parkett sollen brutto bei mindestens 300 Millionen Euro liegen. Bei dem Börsengang sollen sowohl Aktien der bisherigen Gesellschafter über eine Beteiligungsgesellschaft als auch aus einer Kapitalerhöhung platziert werden.
Die Berliner gehören seit 2009 seinen ehemaligen Gläubigern, darunter mehreren Hedgefonds. Für die Alteigentümer ist es bereits der zweite Versuch, sich von dem Unternehmen zu trennen. Ein Verkauf an den deutschen Marktführer Kabel Deutschland für gut 600 Millionen Euro war am Widerstand des Bundeskartellamts gescheitert.
Das Unternehmen ist aus der Zusammenführung einzelner regionaler Kabelnetzbetreiber heraus entstanden und hat so eine Firmengeschichte, die bis in das Jahr 1972 zurückreicht. Per 30. Juni 2014 wurden rund 1,7 Millionen angeschlossene Haushalte von Tele Columbus mit dem TV-Signal und immer mehr Kunden mit digitalen Programmpaketen, Internet-Zugang und Telefonanschluss über das leistungsstarke Breitbandkabel versorgt. Als nationaler Anbieter mit regionalem Fokus und als Partner der Wohnungswirtschaft ist die Gruppe im gesamten Kerngebiet Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie auch in zahlreichen westdeutschen Schwerpunktregionen präsent.
Die aus dem Börsengang zufließenden Mittel von mindestens 300 Millionen Euro will der nach Kabel Deutschland und Unitymedia drittgrößte deutsche Kabelnetzbetreiber verwenden, um bestehende Verbindlichkeiten abzubauen und mehr finanziellen Spielraum für die Fortsetzung der Wachstumsstrategie zu schaffen.
"Wir freuen uns sehr auf die Möglichkeiten, die sich Tele Columbus nach der Börsennotierung bieten“, sagt Ronny Verhelst, Vorstandsvorsitzender der Tele Columbus AG. Der Kabelnetzbetreiber mit starker Präsenz in Ostdeutschland sein Wachstumstempo und seine Profitabilität in den kommenden Jahren deutlich erhöhen. „Wir verknüpfen unsere Wachstumsstrategie mit drei klaren Zielen, die wir mittelfristig erreichen möchten: Erstens wollen wir die Zahl der Produkte pro Kunde von aktuell 1,4 auf 1,7 steigern. Zweitens soll der durchschnittliche monatliche Erlös pro Kunde von 14,1 Euro auf 17 Euro klettern. Und drittens wollen wir den Anteil der mit unserem eigenen Signal versorgten und internetfähig aufgerüsteten Haushalte auf 70 Prozent erhöhen“, so der Vorstand. Er sieht sich mit dem leistungsstarken Netz, der klaren Wachstumsstrategie und der mit dem geplanten Börsengang weiter zunehmenden finanziellen und strategischen Flexibilität bestens aufgestellt, um diese Ziele zu erreichen.
Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr um 3,6 Prozent auf 107,0 Millionen Euro. Das EBITDA wiederum stieg dabei um 11,6 Prozent auf 48,8 Millionen Euro. Die normalisierte EBITDA-Marge lag entsprechend bei 45,6 Prozent. Finanzvorstand Frank Posnanski erwartet nach dem Börsengang eine Reduzierung der Verbindlichkeiten auf das etwa 3,5-fache des normalisierten EBITDA der vergangenen zwölf Monate. Weitere fundamentale Eckdaten und Details zur Bilanz dürfte es spätestens in vier Wochen im Börsenprospekt geben. An die Börse begleitet wird Tele Columbus federführend von den Investmentbanken Goldman Sachs und JPMorgan. Sobald es weitere Details zum IPO gibt, wird DER AKTIONÄR darüber berichten.
(Mit Material von dpa-AFX)