Auf der Suche nach Möglichkeiten zur Finanzierung des Atomausstiegs ist das von den Energie-Konzernen präferierte Stiftungsmodell vom Tisch. Stattdessen wird die Einrichtung eines externen Vermögensfonds immer wahrscheinlicher. Dank der Aussicht auf eine Lösung können die Papiere von RWE und E.on am Montag deutlich zulegen.
„Bei der Stiftungsidee der Unternehmen würden sie komplett aus der Haftung für mögliche Kostensteigerungen entlassen. Das ist mit dem Verursacherprinzip nicht zu vereinbaren“, sagte Jürgen Trittin (Grüne), Leiter der Atom-Kommission, der Rheinischen Post. Aus diesem Grund brauche es „einen anderen Weg“.
Und der könnte so aussehen: Die Atomkonzerne bezahlen einen Teil ihrer Milliarden-Rückstellungen für den Atom-Ausstieg in einen externen Vermögensfonds ein. Im Gegenzug können die Versorger mit einer Begrenzung ihrer Haftungsrisiken rechnen.
Nur Bares ist Wahres
Der Wunsch der Konzerne, den „Atomfonds“ auch mit Firmenanteilen zu füllen, stößt bei der Kommission allerdings auf Ablehnung. Stattdessen sollen sie nur Bargeld einzahlen, was allerdings nicht allen Versorgern schmeckt.
Die Atom-Konzerne haben in der Vergangenheit insgesamt 38,3 Milliarden Euro für den Atomausstieg zurückgestellt. Die Milliarden liegen allerdings nicht auf Festgeldkonten, sondern stecken in Kraftwerken, Stromnetzen und Finanzanlagen. Die Kosten für Stilllegung und Rückbau der Atomkraftwerke und die Entsorgung des Atommülls werden auf mindestens 47,5 Milliarden Euro geschätzt.
Die Frage, ob und wie die Versorger die Kosten für den Atomausstieg tragen können, hat die Aktien der Energieriesen im vergangenen Jahr heftig unter Druck gebracht und belastet sie bis heute. Die Anleger sehnen nun endlich eine Lösung herbei – wie diese letztlich im Detail aussieht, scheint zweitrangig. Ende Februar soll die Atom-Kommission konkrete Vorschläge präsentieren.
Die Versorger-Titel können am Montagvormittag kräftig zulegen. Die E.on-Aktie ist zwischenzeitlich sogar an die DAX-Spitze geklettert. Allerdings hatten sich die Papiere zuletzt sehr volatil gezeigt. Vor allem langfristig orientierten Anlegern rät DER AKTIONÄR daher weiterhin zur Vorsicht.
(Mit Material von dpa-AFX)