Die Volatilität hat den DAX fest im Griff – und das alles wegen der Turbulenzen in China. Doch steht es wirklich so schlimm um die Volksrepublik. Nein, meint Experte Steven Bell. Vermögensverwalter Winfried Walter rät indes zur Vorsicht.
„Trotz eines schlechten Auftakts dürfte China die Pessimisten 2016 überraschen“, sagt Bell, Chef-Ökonom bei BMO Global Asset Management. Was ihn so optimistisch macht? „Die Probleme, die China ohne Frage hat, sind hinlänglich bekannt: Die Trendwachstumsrate ist zurückgegangen, die Ein-Kind-Politik hat zu einer erheblichen Alterung der Beschäftigten geführt. Außerdem kam es zu einem beunruhigenden Zuwachs der Kredite. Doch diese Probleme sind hinlänglich bekannt. Und da die meisten Prognosen pessimistisch ausfallen, rechnen wir eben damit, dass Chinas Konjunkturdaten in 2016 viele Marktbeobachter positiv überraschen werden.“
Optimistisch ist Bell auch für die Weltwirtschaft und für Europa. „Die Einkaufsmanagerindizes sind die besten Echtzeit-Konjunkturindikatoren, und die weisen darauf hin, dass die Weltwirtschaft langsam an Fahrt gewinnt. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sorgt für erhebliche Impulse in Europa. Die Zeit des fiskalpolitischen Sparkurses ist vorüber, und die negativen Auswirkungen der Krise in der Eurozone schwächen sich ab. Auch die US-Wirtschaft dürfte nach wie vor langsam, aber stetig wachsen.“
"Ampel auf Gelb"
Der Kölner Vermögensverwalter Winfried Walter von Schneider, Walter & Kollegen sieht die Situation eher skeptisch. „Wir befinden uns seit Sommer 2015 in einem intakten Abwärtstrend“, sagt Walter. „Es wird volatil bleiben. Unsere Börsenampel bleibt auf Gelb.“
Laut Walter ist die US-Konjunktur nicht so robust, wie man angesichts der Fed-Zinserhöhung denken könnte. „Belastet wird die amerikanische Wirtschaft etwa durch die Probleme des Erdölsektors, der unter dem brutalen Ölpreisverfall leidet.“
Walter hat den Cashbestand erhöht, sieht aber bei so manchem Qualitätstitel eine Einstiegschance. „Es gibt einige gefallene Engel – Linde zum Beispiel. Da kann man nach Kursverlusten von 20 bis 30 Prozent, oft innerhalb von zwei, drei Tagen, schon mal zugreifen.“