Die Aktie von RWE zählt am Freitag im frühen Handel erneut zu den schwächsten Werten im DAX. Die Talfahrt des Versorgers geht damit weiter, inzwischen notiert der Titel auf dem tiefsten Stand seit über 20 Jahren. Auf die Stimmung drücken die erneuten Probleme des Rivalen E.on und der Machtkampf um den Aufsichtsratsvorsitz.
Am Mittwoch musste E.on bekannt geben, dass die Atom-Abspaltung platzt und stattdessen erneute Milliarden-Abschreibungen die Bilanz wohl wieder ins Minus drücken. Der „Stresstest“ bei den Betreibern Ende September dürfte mehr Klarheit schaffen, welche Kosten die Stilllegung der Atomkraftwerke nach Meinung der Politik verursachen wird, erklärte Analyst Lüder Schumacher von der Société Générale. Er hat das Kursziel für RWE von 15,00 auf 12,50 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Sell“ belassen. Für die Jahre 2015 und 2016 erwartet er statt jeweils 0,70 Euro je Aktie nur noch eine Dividende von je 0,50 Euro je Aktie.
Der Machtkampf um die Nachfolge von Manfred Schneider, der sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender von RWE im Frühjahr 2016 aus Altersgründen abgibt, setzt sich derweil fort. Laut Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist der frühere Bundeswirtschaftsminister Werner Müller inzwischen der Favorit für die Nachfolge Schneiders. Die mächtigen kommunalen RWE-Aktionäre und Teile der Arbeitnehmervertreter wollen Müller demnach bei der Aufsichtsratssitzung am 18. September offiziell vorschlagen, vor allem um neue Impulse von außen zu setzen. Schneider selbst hat laut Handelsblatt allerdings weiter den früheren SAP-Finanzchef Werner Brandt als Nachfolger im Sinn – der Konzern würde damit zumindest das Problem umgehen, dass Terium und Müller angeblich nicht miteinander zurechtkämen.
Finger weg
Auch ohne interne Grabenkämpfe hat RWE genug Probleme zu bewältigen. Ob der geplante Konzernumbau die Rettung bringen wird, ist nach wie vor offen. Das triste Chartbild spricht ebenfalls gegen ein Investment. Anleger sollten deshalb weiterhin die Finger von der Versorgeraktie lassen.
(Mit Material von dpa-AFX)
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